Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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146 Stadt Brandenburg .

nach feiner Bebauung die BezeichnungVenedig erhielt, vomNeuen Tore etwas ſüdlich der Lindenſtraße(nach Gebauer in Forſch. z. Brand. Preuß. Geſch. 1907, 1 vermutlich einſt Jüdenſtraße genannt) nach dem Mühltor und dem nahen Neuſtädter Waſſertor. Von dort nach Südoſten und Süden umbiegend folgte ſie vermutlich der Deutſchen Dorfſtraße, überſchritt beim ehemaligen Schmerzker Tore die St. Annenſtraße und wendete ſich von hier gen Südweſten parallel zur Abtſtraße nach dem Markgräflichen Hofe, der 1286 den Dominikanern geſchenkt, von dieſen indeſſen nicht in ſeinem ganzen Umfange für das Kloſter verwendet wurde. Sie erhielten hingegen 1311 vom Rate der Neuſtadt einen Platz zum Geſchenk, um darauf ihre Wohnungen zu bauen. Dieſer der Stadt gehörige Platz lag wahrſcheinlich auf den urſprünglichen Stadt­wällen dieſer Seite und der Markgräfliche Hof innen an der damaligen Stadtmauer, deren Zug dann nördlich an der Paulikirche hin anzunehmen wäre. Zu dieſer Zeit lag wohl auch das ſüdliche Stadttor an der Straße nach Magdeburg noch nicht beim jetzigen Steintor, ſondern etwa in der Mitte zwiſchen der Brüderſtraße und dem jetzigen Steintor. Das weſtliche Tor an der anderen(der jetzt noch ſo benannten) Hauptſtraße(früher Neue Torſtraße) lag da, wo die Lindenſtraße an die Hauptſtraße anläuft. Die Strecke des urſprünglichen Mauerzuges zwiſchen ihm und dem Paulikloſter iſt zwar im heutigen Stadtplane nicht mehr ausgeprägt, doch an Knicken und Ausklinkungen

der Straßenfluchten im

Stadtplane von 1722 noch

bemerkbar. Überdies iſt

nach den Feſtſtellungen

Sellos(Märk. Forſch. 1884

S. 16 ff.) als ſicher an­

zunehmen, daß die Neuſtadt

im Weſten nicht die jetzige

Ausdehnung hatte und die

Gegend der Kur-(Kuh⸗)

und Wollenweber-Straße

ſowie des Gorrenberges

erſt ſpäter in den Stadt­

bering gezogen wurde. Die

domus merica, welche 1305

noch apud plancas(bei den

Paliſaden) gelegen iſt, be­

findet ſich 1355 in der

platea vaccarum(Kuh⸗,

jetzt Kurſtraße). Zwiſchen

1305 und 1355 hat ſich

Abb. 87. Der Ehebrecherturm, nach dem Modell in der Sammlung alſo wahrſcheinlich eine des Hiſtoriſchen Vereins. Erweiterung der Neu­