ein Patrouillengang über die Kavalierbrücke nach der Neuen Torſtraße, der jetzigen Grabenſtraße.
Nach dem Hedemannſchen Plan hatten die beiden Schweſterſtädte einander gegenüberliegende Tore im Zuge der Langen Brücke, die offenbar ſchon von früheſter Zeit an beſtanden haben. Es folgt dies ſchon aus den auf dieſe Tore führenden Hauptſtraßen ſelbſt. Die Mauer der Neuſtadt iſt gegenwärtig zwar faſt ringsum noch deutlich zu verfolgen, da nur unbedeutende Strecken ganz verſchwunden ſind; doch iſt der Zuſtand der Erhaltung im allgemeinen nicht günſtig. Überall fehlt die Krone; die wenigen Weichhäuſer, welche die Mauer beſaß, find faſt ganz verſchwunden, zahlloſe ſpätere Erneuerungen und Ausflickungen trüben das Bild des Urſprünglichen. Am beſten erhalten ſind noch die meiſt mit zahlreichen Strebepfeilern beſetzten Strecken an der Grabenpromenade, am Schiffahrtskanal und weiterhin vom Annentore nord— wärts nach dem Deutſchen Dorfe zu.
Tore der Neuſtadt.
Die in einem Staffelgiebel endigende altertümliche Geſtalt des Annentorturm es erſieht man in dem Gemälde, das den Einzug der Franzoſen in Brandenburg dar— ſtellt im Beſitz eines Herrn Michaelis) ſowie in einer um 1830 angefertigten Zeichnung vom Stadtälteſten Karl Meinicke in der Sammlung des Hiſtoriſchen Vereins. Das enge Tor führte durch den Turm ſelbſt.
Der Turm neben dem Waſſertor iſt wohl ſchon früh zugrunde gegangen; auch Abbildungen davon fehlen..
Der Mühltorturm ſteht jetzt ganz abgetrennt für ſich in der ſich um ihn gabelnden Fahrbahn am Mühlentordamm. Eine Anſicht der Toranlage um 1791 gibt ein 20230 em großer Stich von Jean Morino(Kartenabteilung der Königl. Bibliothek zu Berlin , M, 12425 Nr. 26 a u. b; ſiehe Abb. 85). Ein nach älteren Hand— zeichnungen von Bauinſpektor Geiſeler zuſammengeſtelltes Schaubild des alten Mühltors nebſt Umgebungen befindet ſich in der Sammlung des Hiſt. Vereins. Der über einem viereckigen Anſatz, ganz ausnahmsweiſe länglich achteckig aufgeführte Backſteinturm zeigt in ſeiner ins Einheitlich⸗Großzügige geſteigerten Formgebung einen barocken akademiſchen Zug. Er ſpricht ſich aus in der Anordnung eines Unter⸗ und eines Hochſockels, in den regelmäßigen kirchenfenſterähnlichen Maßwerkblenden an ſeinen Achteckſeiten, vor allem aber in der befremdenden Durchbildung des übertrieben ſchweren Hauptgeſimſes(Abb. 86). Deſſen Hohlkehle und Halsſtab find aus vier Schichten zu: ſammengeſetzt und vernichten durch ihre Übergröße den Maßſtab der Zinnen, indem ſie dieſe aus einem der Menſchengröße angepaßten Bauteil zu einer zierlichen Kantenverzierung herabdrücken, die als niedriger Zackenreif den Fuß des achteckigen glaſierten, mit dem Adler bekrönten Helmkegels umkränzt. Dieſe merkwürdige Entgleiſung von den künſtleriſch durchgereiften Grundſätzen der Gotik fand i. J. 1411 ſeitens des Meiſters Craft aus Stettin ſtatt. Ihn und das Jahr nennt eine am Sockel eingelaſſene, in zwei Stücken gebrannte Tontafel, die einſt durch eine Spitzgiebel