Alte Bürgerhäufer. 181
feiner allgemeinen Anordnung und wefentlichen Grundzüge möglich und verſtändlich ſein.
Das zweiſtöckige, im Grundriß rechteckige Haus liegt mit dem Hauptgiebel an der ziemlich engen Schuſtergaſſe. Hier hatte es einſt einen ſpitzbogigen Eingang von gewöhnlicher Haustürbreite, der in einer der obigen Abbildung zugrunde liegenden ſchaubildlichen Skizze von Knoblauch im Nachlaß des Konſervators v. Quaſt noch gezeichnet iſt und deſſen Bogenſpur ſich auch jetzt noch am Hauſe ſelbſt findet. Ein zweiter Eingang befindet ſich am anderen Ende des Hauſes auf dem Hofe. Die Traufſeite am Markte, gegenüber dem Altſtädter Rathauſe hatte keinen Eingang. Das Haus iſt eines der älteſten der Stadt inſofern, als es noch Reſte aus dem 13. Jahrh. enthält, die namentlich im Erdgeſchoß der Langfront ſowie im unteren weſtlichen Teile der Hofſeite kenntlich werden, wo ſie durch kleine dreieckig überdeckte Zwillingsblenden gekennzeichnet find. Abgeſehen von den Fenſtern und mancherlei Einbauten im Innern, die neueren Zeiten entſtammen, gehört das Gebäude dem 15. Jahrh. an. An ſeiner Nordweſtſeite ſind im Erdgeſchoß drei gewölbte Räume, deren Rippen aus Birnſtab und Kehle beſtehen und deren Schlußſteine mit Köpfen und einem Wappen verziert ſind. Im Südweſten befindet ſich ein kleiner gewölbter Anbau. Die übrigen Teile, die von mittleren Flurgängen, einem Vorplatz und einem Betſaale eingenommen werden, haben gerade Balkendecken und ſind wohl als Erzeugniſſe ſpäterer Umbauten anzuſehen.— Die einſtige Einteilung und Verwendung des Obergeſchoſſes iſt bei dem jetzigen Zuſtande ohne eingreifende Unterſuchung nicht feſtzuſtellen. — Der Keller hat nicht die ganze Ausdehnung des Gebäudes, ſondern erſtreckt ſich nur unter dem gewölbten Teile des Erdgeſchoſſes. Er iſt mit einer breit geſpannten Längstonne überwölbt. Sein Eingang an der Front führte zunächſt zu einem an der Frontmauer hinlaufenden Gang, der weſtwärts in den Kellerraum mündet.
Von der äußeren Architektur des Baus iſt vor allem der mächtige Frontgiebel (Abb. 104) mit ſeinen fünf hohen Spitzbogenblenden zwiſchen kräftigen, ſpitz abgedeckten Rundpfeilern erhalten. Das Profil der Blenden geht ſtellenweiſe von der Kehle zum Faſen über. Die ſechs Rundpfeiler ſtehen am Giebelfuß auf einer mächtigen Schräge, deren untere Kante von einem durchbrochenen Maßwerkfrieſe begleitet wird. Er iſt nur noch im nördlichen Teile erhalten. Der noch erkennbare Bogen des Haupteingangs reicht hart bis an den Fuß des dritten Rundpfeilers. Der öſtliche Teil der Erdgeſchoßmauer neben dem ehemaligen Portal iſt jetzt um einen halben Stein vertieft, ohne daß der Grund dafür noch erſichtlich iſt. Von den urſprünglichen Fenſtern ſind nur wenige Spuren erhalten, nämlich die eines breiten Rundbogens im Weſtteil der Erdgeſchoßfront und mehrere vereinzelte Spuren von ſchmalen kleinen Spitzbogenfenſtern, beiſpielsweiſe in der zweiten der großen Giebelblenden, ferner innen an der Suͤdoſtwand im jetzigen Betſaal und außen an der Nordweſtwand.
Beim Eintritt in eine Unterſuchung über den einſtigen Zweck des Gebäudes erheben ſich auf Grund der obigen Beſchreibung gegen ſeine Erklärung als Rathaus ſofort ſchwere Bedenken. Dafür würde eigentlich nur ſeine Stattlichkeit und der Umſtand, daß es am Markte liegt, ſprechen. In dieſem Falle müßte indeſſen ange