Alte Bürgerhäuſer. 183
und reichſten Patrizier der Altſtadt an. Sollte es der oben angeführte Ghiso ut dem Steenhuse(de Domo Lapidea) geweſen fein, der im Jahre 1342 mit zwei anderen Altſtädter Ratmannen nach Berlin entſandt wurde, um vor dem dortigen Rate und den Abgeſandten anderer märkiſcher Städte in Streitſachen gegen die Neuſtadt zu verhandeln?(Riedel IX, S. 38.) Da unſer Bürgerhaus mit ſeinen älteſten Reſten ſogar bis ins 13. Jahrh. hinaufreicht, und andrerſeits aus jenem Beinamen vielleicht geſchloſſen werden darf, daß damals nur e in ſteinernes Wohnhaus in der Altſtadt beſtand, ſo wäre mit einiger Wahrſcheinlichkeit jener Ghiso wenigſtens als damaliger Beſitzer des Hauſes anzunehmen.
Frühgotiſches Steinhaus am Katharinenkirchplatze. Annähernd in ebenſo frühe Zeit wie die älteſten Reſte des eben beſchriebenen Altſtädter Steinhauſes reichen die eines kleinen Hauſes hinauf, das in der Neuſtadt zwiſchen dem tiefen Hofe des Storbeckſchen Hauſes(Ecke Haupt- und Steinſtraße) und dem ehemaligen Kirchhofe der Katharinenkirche ſteht(ſiehe den Lageplan Abb. 114). Wiewohl nur von einer verſteckten Ecke jenes Hofes zugänglich, iſt es dem Altertumsfreunde doch durch die mit zierlichen, dicht aneinandergereihten Blenden gegliederte, aber ernſt und würdig dreinſchauende Seitenfront aus großen putzfreien Backſteinen bekannt. Es enthält gegenwärtig eine dunkle Waſchküche, eine große, kaum betretbare Rumpelkammer und oben einige Bodenkammern. Die durch ſolche Zuſtände ſehr erſchwerte Unterſuchung führt zu dem etwas überraſchenden Ergebnis, daß jene Backſteinfaſſade von der Wende des 13. Jahrh. dem Hauſe nicht einmal urſprünglich zugehört, vielmehr hinter ihr ein noch weſentlich älterer Kern ſteckt.
Erſte Bauzeit. Aus den wenigen bezeichnenden Zügen erkennt man als anfänglichen Bau ein mehrſtöckiges, über einem Feldſteinſockel aus Backſtein errichtetes Haus von 6, A m auf 9,3 m lichter Weite. Es ſtand vielleicht ganz, mindeſtens aber an drei Seiten frei und war wegen der monumentalen figürlichen Wandbilder, die ſein Inneres einſt ſchmückten, ſicher kein Neben⸗, ſondern ein Vordergebäude. Seine Giebelfront, die jetzt der Hauptſtraße zwar gleich gerichtet, aber ziemlich fern iſt und durch das Hintergebäude des Riedelſchen Hauſes verdeckt wird, ſtand vermutlich einſt dicht an der Hauptſtraße.*)
Obſchon ein Eckhaus, iſt ſein Grundriß einfach rechteckig. Seine Backſteine meſſen 4-25 12= 12ů5 49-10 em. Das faſt 2 m tief in der Erde ſteckende Haus hatte ſehr niedrige Stockwerke und einfache unprofilierte Spitzbogenfenſter an den beiden Straßenſeiten. Die Haustür lag vermutlich neben der Ecke an der Langſeite und
) Deren ſüdweſtliche Häuſerflucht wurde, wie der Hedemannſche Stadtplan erkennen läßt, durch den Neubau der Katharinenkirche i. J. 1401 und die am Rande des Friedhofs allmählich entſtandenen„Buden“ nach und nach nordoſtwaͤrts hinausgedrängt. Danach ſtellten ſich im Laufe der Zeit auch die benachbarten Haͤuſerblöcke mit ihren ſchräganlaufenden Fluchten ein, ſo daß die Südweſtſeite der Hauptſtraße auf Koſten von deren Breite faſt von der Peterſilien- bis zur Abtſtraße eine flach gekrümmte Ausbiegung erhielt, aus der die Budenhäuſer vom Gumpertſchen bis zum Riedelſchen Hauſe noch einen beſonderen Vorſprung bilden.