Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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218 Stadt Brandenburg .

lichen Ausführung(Abb. 156) etwas abweicht, war ſchon 1787 angefertigt worden und befindet ſich im Original in der Bibliothek der Ritterakademie auf dem Dome. Das jetzige Gebäude, das übrigens ſeit 1910 zum Standesamte dient, iſt ein ſtattlicher Putzbau mit Kompoſitpilaſtern durch zwei Stockwerke über einem ſchlichten Sockel­geſchoß. Die mittlere der ſieben Achſen, die den Eingang enthält, iſt durch ein flaches Riſalit mit verdoppelten Pilaſtern und einem Kartuſchenaufſatz, der das Stadtwappen enthält, ausgezeichnet.

Profane Ausſtattungsgegenſtände. Gn ſonſt nicht beſprochenen Gebäuden).

Auf dem Gute Maſſowburg bei der Altſtadt befinden ſich an den Wänden des Manſardengeſchoſſes des kleinen Wohngebäudes aus dem 18. Jahrh. eine Anzahl Tapeten(Malereien auf einem gobelinartig gewebten Leinenſtoffe). Die ausſchließlich figürlichen Gegenſtände gehören meiſt der Geſchichte Joſephs an, z. B. Joſeph unter ſeinen Brüdern, Joſeph und Potiphar's Weib. Die Farben ſind ſtark verblichen,

die Zeichnung iſt aber großenteils noch erkennbar und verhältnismäßig gut(näheres gibt Tſchirch im 38.40. Jahresber. d. Hiſt. Ver. B., zu S. 73 ff.).

In einem der Erdgeſchoßräume findet ſich eine Standuhr des 18. Jahrh. vor.

Im oberen Geſchoß des Hintergebäudes des Amtsgerichts in der Steinſtraße haben ſich zwei ſchöne, kräftig profilierte Türen erhalten, die in einem Zimmer neben dem Sitzungsſaale in einer ihrer gediegenen Schönheit nicht würdigen Weiſe für untergeordnete Nebenräume benutzt werden. Sie rühren vermutlich von der alten Poſt her, die einſt in dieſem Hauſe beſtand. Die einfachere von ihnen Abb. 157) aus nußbaumfurniertem Eichenholz iſt der Höhe nach geteilt, ihre Füllungen find mit laͤng­lichen Achteckformen belegt, die Frieſe durch einigen Intarſien belebt. Eine mächtige, durch die ganze Höhe reichende, vielfach gekröpfte Füllung nimmt die ganze Mitte der zweiten Tür aus Eichenholz(Abb. 158) ein. Ihr oberes und unteres Ende umſpielen reichgeſchnitzte Akanthusranken, in denen Vögel hocken. Auch die Türbänder aus ver zinntem Eiſen ſind von reicher und charaktervoller Zeichnung und entſtammen, wie die Türen ſelbſt, wohl dem Beginn des 18. Jahrhunderts.

Gleich treffliche Arbeit zeigt auch der Beſchlag an der Innenſeite der Haustür (Abb. 159) des Gerichtsgebäudes.

Erwähnt ſei an dieſer Stelle noch die Glastür(Abb. 160) im Hauſe Altſtädter Mühlſtraße 55, die von einer Korbbogenarchitektur eingeſchloſſen den Charakter der inneren Ausſtattung der kleinen Bürgerhäuſer dieſer Straße in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh. recht gut zum Ausdruck bringt.