Domkirche Gaugeſchichte. 231
pfeiler des Langhauſes für beſondere Heilige, z. B. für den hl. Martin(1321), den hl. Andreas(1329), die 10000 Ritter(1334, am fünften Pfeiler der Südſeite), den hl. Erasmus(1413), ſowie für das hl. Blut(1413)..
Eine der Hauptſtationen der zahlreichen Prozeſſionen war„in medio ecclesie“. Nach der eben erläuterten, hier gültigen Bedeutung von ecclesia iſt darunter nicht der Kreuzaltar, ſondern die Stelle im Kirchenſchiff zu verſtehen, die etwa in der Mitte zwiſchen jenem und der weſtlichen Vorhalle lag. An dieſer Stelle des Domes ſtand damals und übrigens noch bis ins 19. Jahrh. die Taufe(fons), an alt hergebrachtem Platze mitten innerhalb der Laienſchaft(in medio ecclesie ante fontem), für deren Bedarf ſie ja ausſchließlich beſtimmt war. Um ſie her war freier Raum, denn die Prozeſſionen umkreiſten ſie bei gegebenem Anlaſſe ſiebenmal(deinde descendant vexilliferi0 cum processione ad fontem, circuentes septies cum prelato).
Von Zugängen hatte das Langhaus zunächſt einen am Weſtende der Südſeite, der jetzt vermauert iſt. Gegenüber davon auf der Nordſeite führte eine jetzt ebenfalls vermauerte Tür in den Weſtflügel des Kreuzganges. Das Weſtportal öffnet ſich noch heute in der Mittelachſe der Kirche in eine geräumige Vorhalle zwiſchen den einſt geplanten beiden Türmen, von denen nur der nördliche zur Ausführung gekommen iſt. Neben dem verſchütteten Stumpfe des ſüdlichen Turmes erhebt ſich an deſſen Südoſtecke ein kleiner Treppenturm. Auch den nördlichen begleitete an der Nordoſtecke ein Treppenturm, der aber bei der Erbauung der Ritterakademie eingegangen iſt. Das Erdgeſchoß des Nordturmes ſcheint früher durch einen Gang in der Mauer (Taf. 43) mit dem Kreuzgang in Verbindung geſtanden zu haben, ſo daß man von dieſem zur Vorhalle gelangen konnte, ohne den Weg durch die ganze Kirche nehmen zu müſſen. Ihn benutzten die Domherren, wenn ſie von der Klauſur zum Hauptportal und dem Domplatze gelangen wollten, z. B. um die an Prozeſſionstagen hier angeſammelte Menge zum Zuge zu ordnen.
Baugeſchichte.
Im Zuſammenhange mit der viel umſtrittenen Frage der Anfänge des Backſteinbaus in der Mark kommt den Nachrichten, die wir über die erſten baulichen Vorgänge am Dome beſitzen(Riedel lll, 102— 440), eine erhöhte Bedeutung zu. Sie ſind freilich von den Forſchern ſehr verſchieden gedeutet worden. Über die Kritik der Quellen, welche O. Stiehl im 265. 28. Jahresber. des Hiſt. Ver. zu B. und in ſeinem Werke über den romaniſchen Backſteinbau S. 71 gibt, ſowie über deſſen Auffaſſung von der Baugeſchichte des Domes vergleiche man Adlers ſpäteren Nachtrag zu „Mittelalterl. Backſteinbauwerke des Preuß. Staates“, S. 117..
Von dem nach der Errichtung des Bistums Brandenburg i. J. 948 auf der Inſel erbauten Dome iſt nichts auf unſere Tage gekommen. Vielleicht war er aus Holz gefügt und ging ſchon bei dem großen Aufſtande der Slaven i. J. 983 zugrunde,
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