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Domkirche(Baugeſchichte). 233
ſtattfand. Was ſollte die Prämonſtratenſer gedrängt haben, ihren vorläufigen Sitz bei St. Gotthardt früher aufzugeben, als bis der Dom für den Gottes dienſt benutzbar und eine Wohnung neben ihm für fie bereitet war? Da weder die überlieferten Nachrichten noch das Bauwerk dem widerſprechen, dürfen wir getroſt annehmen, daß die Überſiedlung und die feierliche Grundſteinlegung erſt geſchah, als der nachweislich zuerſt ausgeführte Teil des Domes(Chor und Querſchiff) bereits vollendet war. Er iſt deshalb am wahrſcheinlichſten in die Zeit vor 1165 zu ſetzen.
Es entſtand damals, wie ſchon bemerkt, zunächſt nur Chor(ohne Krypta) und Querſchiff der flach gedeckten Baſilika. Das bezeugen neben dem abweichenden Backſteinformat des Langhauſes und dem mangelnden Verbande zwiſchen Quer- und Langhaus die z. T. noch vorhandenen Beſtandteile der damals errichteten weſtlichen Abſchlußmauer des Querhauſes, die heute noch die Kreuzarme von den Seitenſchiffen trennt. Man führte hier ſogar den hohen Sockel, aus dem ſich die Liſenen entwickeln, ganz wie an den anderen Seiten durch; nur die Rundbogenöffnung der Vierung wird man vermutlich mit Fachwerk geſchloſſen haben, da die baldige Fortſetzung des Kirchen: baues nach Weſten außer Zweifel ſtand. Die urſprüngliche Form des Chorſchluſſes beſtand in einer halbkreisförmigen Apſis!). Das Material iſt Backſtein kleinen Formates, das bis etwa 5 Schichten über Fußboden des Hochchores 26. 12. 6 bis 7 em(10 Schichten= 86 bis 88 em), weiter oben aber 26. 42,5 7 bis 8 em(10 Schichten— g8 cm) beträgt. Die Größe der Steine nimmt alſo während der einzelnen Bauabſchnitte zwiſchen den unteren und oberen Teilen ebenſo zu wie zwiſchen dieſen und den unteren des nächſten Bauabſchnitts. Die Steine zeigen an den Liſenen des Chores eine Riffelung von ſteilen ſchrägen Meißelſchlägen. Aus dieſer erſten Bauzeit ſind am Chor und Querſchiff der Kathedrale noch die Umfaſſungsmauern des Nordkreuzarmes, größere Teile von ſolchen an der Nordſeite des Langchores, der Apſide , der Südſeite des Langchores und an der Oſtſeite des Südkreuzarmes erhalten und zwar an den Kreuzarmen faſt in voller Höhe bis an das ehemalige(romaniſche) Geſims.
Über die Ausführungsweiſe der etwa um 1160 gelegten Grundmauern dieſer Teile gibt der Bericht des Bauführers, ſpäteren Baurats Stappenbeck, von 1834,
1) Die Frage, welche Form des Chorſchluſſes der romaniſche Dom einſt hatte, iſt meines Wiſſens früher noch nicht eingehend erörtert worden. Adler ſagt im fpäteren Nachtrage feines Werkes über den Backſteinbau, S. 117:„Der noch vorhandene Unterbau der damals(1230) errichteten Apſis beweiſt, daß fie ſchon polygonal geſtaltet war.“ Stiehl(Roman. Backſteinbau, S. 71 f) ſpricht von dem„völligen Neubau der Apſis“ im 13. Jahrh., Meyer Geitſchr. f. Geſch. d. Arch. L, S. 183) möchte an einen platten Chorſchluß denken.
Glücklicherweiſe ſind Reſte des urſprünglichen Chorſchluſſes noch heute vor aller Augen vorhanden. Es war eine halbkreisförmige Apſide, wie ſie der Grundriß Abb. 164 zeigt(vergleiche dagegen den Meyerſchen Grundriß a. a. O. S . 180).— Tritt man außen dicht an den Chor heran, ſo erkennt man aufwärts blickend über den Fenſterblenden ohne weiteres die Rundung der Mauerfläche, die zwar größtenteils mit dem Material der Übergangszeit, aber nach der Form der z. T. erhalten gebliebenen Halb= kreisapſis hergeſtellt wurde. Immerhin ſieht man an gewiſſen Stellen auch geringe Reſte der kleinen romaniſchen Backſteine. In den Abb. c und d auf Taf. 38 tritt die Krümmung der Apſidenfläche wegen des großen Abſtandes und der ungünſtigen Horizontlage natürlich nicht ſo deutlich hervor wie in Wirklichkeit bei aufwärts gerichtetem Blick.
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