Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
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Domkirche(Gaugeſchichte). 241

für den im Langhauſe der Kirche zu errichtenden Laienaltar freizuhalten. Dabei wurde die ſüdliche Offnung ganz nahe an den Vierungspfeiler gedrängt H).

An den Wandvorlagen der Krypta(Abb. 166) läßt ſich nun eine Entwickelung derart bemerken, daß an den zuerſt verſetzten(ſiehe S. 239) nur die verzierten Deck­platten aus Sandſtein gefertigt ſind. An den zeitlich nachfolgenden der Kreuzarmwände greift gleichzeitig mit einer Abwandlung der Form der Sandſtein auf das ganze Kapitell über; an der Vorlage der Weſtwand(Abb. 166) aber nimmt er ſogar deren ganzen Mittelteil, die eingebundene Dreiviertelſäule bis zur Baſis ein. Sie war, wie auch hieraus zu ſchließen, die letzte Wandvorlage und bildet gewiſſermaßen den Übergang zu den Freiſäulen in der Mittelachſe der Krypta, deren erſte mit ſechseckigem Schaft auch in der Arbeit noch von verwandter Art iſt. Die einfachen, von geringem Können zeugenden Steinmetzarbeiten all dieſer Kapitelle haben den unter ſich gleichen Charakter einer ſteifen, trockenen Ornamentik von ſtellenweiſe geradezu unbeholfener Zeichnung und flacher Ausführung. Sie ſind die Arbeit eines wenig begabten Stein­metzen, deſſen Handwerkskunſt in der herkömmlichen Abwechſelung der Motive gipfelte. Ein ſolcher konnte anſcheinend auch das Domkapitel ſchließlich nicht dauernd befriedigen. Die ſechseckige Freiſäule V war offenbar ſein letztes Stück. Sie und die Mittelſäule der Weſtwand zeigen übrigens, daß die Mittelſtützen für die erſten Gewölbe der Krypta nicht etwa als ſchwere Backſteinpfeiler in einer den Wand­vorlagen entſprechenden Breite, ſondern ſchon in den jetzigen Maßen und Formen als Freiſäulen aus Sandſtein geplant und ausgeführt wurden.

In bezug auf die künſtleriſche Ausbildung der Säulen wurde es indeſſen nun anders. Man hatte offenbar inzwiſchen eine beſſere Kraft herangezogen, als es ſich darum handelte, den vornehmſten Teil des Raumes, die Altarniſche, mit den ſchon anfänglich beabſichtigten Eckſäulen auszuſtatten und Kapitelle für die noch übrigen freiſtehenden Säulen der Krypta zu ſchaffen. Die Überlegenheit dieſer Arbeiten gegenüber den vorangegangenen iſt ganz bedeutend. Wiewohl das Ornament fort­

) Für die Zugänge zur Krypta kamen naturgemäß nur dieſe ſechs Bogenöffnungen in Betracht. Von urſprünglichen Treppen iſt heute kein einziger ſichtbarer Reſt mehr erhalten. Die beiden jetzigen an der Südſeite ſind erſt in neuerer Zeit entſtanden. Das einzige beſtimmte Merkmal für einen urſprünglichen Zugang findet ſich an der Nordſeite. Gerade hier, möglichſt nahe dem Kloſter, mußte er faſt ſelbſtverſtändlich liegen und gerade hier hat ſich auch dem Kreuzgang gegenüber eine kleine Treppe bis ins 19. Jahrh. erhalten. Sie wurde erſt bei der Herſtellung des Domes in den Jahren 1834 36 beſeitigt(ſiehe ihren Grundriß noch bei Adler, Taf. V Abb. III. Zu der Enge, mit welcher ſie ſich zwiſchen dem Gewände der Bogenöffnung und dem Stützpfeiler der großen Galerietreppe hindurchzwängt, wurde fie erſt bei der Anlage dieſer letzteren verkümmert. Der Schildbogen, durch den die Treppe führt, weicht in ſeiner Gewändegliederung von allen anderen ab. Die breite Kehle an ſeiner Kante iſt mit knopfartigen Gebilden verziert, die ſich bei näherer Betrachtung als kleine Trauben, Birnen und Apfel erweiſen. Der nur dieſem Bogen zuteil gewordene beſondere Schmuck beweiſt die Urſprünglicheit des Kryptenzuganges. Dieſer nördliche Eingang vom Kloſter her war von Anfang an der notwendigſte und konnte ſeine Bedeutung auch während des Mittelalters nie ganz verlieren, während die etwaigen weſtlichen Zugänge auch erſt ſpäter hinzugekommen ſein können.

Kunſtdenkmäler d. Prov. Bdbg. II. 3. Stadt und Dom Brandenburg . 16