Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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Domkirche(Baugeſchichte). 261

Schichten breiten gemalten Maßwerkfries

(Abb. 179). Die Giebelſeiten öffnete man in

großen vierteiligen Fenſtern mit einfachem, zu vier

kleinen Spitzbögen vereinigtem Pfoſtenwerk. Von

den Giebeln ſelbſt iſt der ſüdliche ſamt einem

großen Teile dieſes Kreuzarmes ſpäteren Schick­

3. ſalen erlegen, nur der ſehr ſtattliche am Nord­

Abb. 179. Domkirche. Gemalter Fries kreuzarm iſt erhalten(Taf. 41). Er iſt durch acht auf der Oſtſeite des Nordkreuzarmes. profilierte, oben ſchräg abgedeckte Pfeiler gegliedert,

ſieben Felder ſind nach der Höhe in ein bis vier Stockwerke geteilt, von denen jedes durch ein gekuppeltes Blendenpaar mit einer durchbrochenen Roſette darüber belebt iſt.

In Architekturformen, die dem Nordgiebel verwandt ſind, wurde wohl zu der gleichen Zeit die Galerie im Nordkreuzarm(Abb. 180) erneuert, die den Hochchor mit der Sakriſtei verbindet. Im Innern des Querhauſes finden ſich einige Bruſtbilder von Propheten als Konſolen verwendet, wie das des Propheten Ezechiel ſowie das des Königs David am Oſtende des ſüdlichen Seitenſchiffs(Abb. 182).

In Anbetracht der langanhaltenden damaligen Bautätigkeit, für die ſich noch i. J. 1389 Zuwendungen verzeichnet finden, geht wohl die Annahme nicht fehl, daß in dieſer Zeit die Weſtfront jene mit Stab⸗ und Maßwerk verzierten Strebepfeiler und das Hauptportal erhalten hat, welche der anſcheinend bis dahin ziemlich vernachläſſigten Schauſeite eine weſentliche Bereicherung verſchafften. Der Charakter der Einzelheiten würde jedenfalls dieſer Zeit ſehr wohl entſprechen. Die Profile, zumal die des Portalgewändes(Abb. 180), zeigen ſchon eine gewiſſe Verwandtſchaft mit denen der Katharinenkirche. An den Sockeln der Gewändeſtäbe ſind die ſonſt nur einzeln auf­tretenden Backſteinſtempel zu Gruppen und Muſtern zuſammengeſtellt, ähnlich wie auch an dem Rordflügel des Kreuzganges.

Einen beſonders eigenartigen und wertvollen Schmuck haben die Kämpfer der beiden Gewände erhalten. Sie ſind in Sandſtein ausgeführt und ſtellen in friesartiger Anordnung zwei Reihen von Szenen aus der Tierfabel dar(Taf. 142.

Die linke, beſſer erhaltene Seite(Taf. 42 A nach Bergau, Fig. 36) zeigt, wie der Fuchs, angetan mit einer Mönchskutte, in einem Meßbuche lieſt, wie er drei Gänſen daraus vorträgt, ihnen predigt, aber plötzlich über ſie herfällt und ſie würgt. Die Gänſe fliehen vor ihm und verklagen ihn vor dem Richter. Schon beginnen die Gänſe den verurteilten Übeltäter am Galgen hochzuziehen(fehlt in Bergaus Abbildung), da kriecht er büßend zu Kreuze, das ihm ein Geiſtlicher vorhält.

Dieſen einfachen, ruhig fortſchreitenden Vorgängen aus der Fabel ſteht auf der ſtellenweiſe ſtark verwitterten rechten Seite(Taf. 42 B) eine in den Perſonen öfter wechſelnde Reihe von Szenen gegenüber, deren innerer Zuſammenhang noch weniger ſicher zu deuten iſt als die äußere Erſcheinung der mannigfachen tieriſchen und menſchlichen Weſen. Sie beginnt an der Tür mit einer halben männlichen Figur, deren Oberkörper fehlt. Die Beine ſind ſeitwärts gegen einen Stuhl der folgenden Darſtellung geſtemmt. Hier hocken zwei Vögel einander gegenüber auf