Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
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Domkirche(Innere Ausſtattung). 283

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Abb 497. Geſtühlbrüſtungen im Antiquarium der Domkirche.

Chorgeſtühle.

Die gegenwärtige Aufſtellung der Geſtühle entſpricht nicht mehr ihrer urſprünglichen. Von den vier erhaltenen Gruppen ſtehen im Hochchore jetzt zwei einander gegenüber an den Wänden und ein kurzes einzelnes Geſtühl, ein Levitenſitz, öſtlich von jenem an der Nordwand; ein ebenfalls einzelnes befindet ſich in der Krypta.

Das aus zwei Reihen zu je ſechs Sitzen beſtehende Hauptgeſtühl(Abb. 198) im Chore war früher für den Sängerchor der Kanoniker in der Vierung an deren Scheidewänden gegen die Kreuzarme aufgeſtellt. Ihr Formencharakter iſt kein einheitlicher. Während die Reihen der Sitze mit ihren Scheidewänden, Lehnen und den hohen mit Weinlaub geſchmückten Wangen in ſtrengem gotiſchen Stile gehalten ſind, verraten die halbkreisförmigen Aufſätze der Rückwände, die Wappen(ſiehe die Namen von deren Trägern in Bergau, S. 208) und Profile der vorderen Pultreihen eine Ent­ſtehung in der erſten Hälfte des 16. Jahrh., welche auch überdies durch die am Oſtende des nördlichen Geſtühls angebrachte Jahreszahl 1539 bezeugt wird (Abb. 198 rechts). Gebauer(34. 35. Jahres ber. d. Hiſt. Ver. zu B., S. 68f.) ſtellte aus den Kapitelsrechnungen einen Meiſter Hieronymus als Verfertiger der damaligen Tiſchler­arbeiten ſowieHanß den ſchnytzer als den Stecher der Wappen feſt.

Der Levitenſitz(fälſchlich mit Biſchofsſtuhl bezeichnet) an der Nordſeite des Chores(Abb. 199), von urwüchſigem Aufbau und derbem, frühgotiſchem Ranken­werk an den Wangen, iſt nicht mehr ganz vollſtändig, da ihm das krönende Stirn­brett ſeines baldachinartigen Daches fehlt; auch ſind viele Bretter erneuert(vgl. Gebauer, a. a. O.).