Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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298 Dom Brandenburg .

4. Das Wanddenkmal des Dechanten Adam von Königsmarck, p 1621(Taf. 58), an der nördlichen Mittelſchiffswand, aus verſchiedenfarbigem Marmor, beſteht in ſeinem reichen architektoniſchen Aufbau aus einem Hauptgeſchoß, das von einem unteren Konſolenteile getragen und von einem ſchmaleren Obergeſchoß überragt wird. Jeder dieſer drei Teile enthält in der Mitte ein weißes Marmorrelief von zierlichſter Arbeit. Das untere ſtellt Ezechiel mit den Totengebeinen dar, das mittlere Haupt­bild in einer von Doppelſäulen begleiteten Rundbogenniſche das Weltgericht, das im oberen Aufſatze die Himmelfahrt. Vor dem Weltgerichte iſt die Figur des Verſtorbenen in knieender, betender Haltung mit einem Kreuz in den Händen dargeſtellt. Das in fein gezeichnetem Profil erſcheinende Haupt des Greiſes ſchließt eine mächtige Hals: krauſe ab, von welcher der lange Mantel, mit vielen Knitterfältchen durch­ſetzt, herabwallt. Die zahlreichen Niſchen, die Vorſprünge der gekröpften Gebälke, die reiche Konſolenbildung der unteren Endigung ſowie der krönende Abſchluß des Ganzen ſind von einer Schar ſchwungvoll entworfener Figürchen erfüllt, die unter anderen die Evangeliſten und die ſieben chriſtlichen Haupttugenden erkennen laſſen, großenteils aber nur dekorative Bedeutung haben. Das Geſims unter dem Haupt­geſchoß iſt mit einer langen Reihe von Wappen kleinſten Maßſtabes beſetzt. Das Ornamentale tritt glücklicherweiſe gegenüber der Architektur und der vorherrſchend figürlichen Plaſtik zurück. Sein Charakter iſt von einer weniger edlen Formgebung, da es ſich überall in den manierierten Zügen des niederdeutſchen Knorpelſtils bewegt. Es beeinträchtigt wenig die großartige Wirkung des maleriſchen Geſamtaufbaues, deſſen viel­fach ſchätzenswerte ſonſtige Einzelheiten leider an dem jetzigen Platze des Epitaphs und bei der ungünſtigen Beleuchtung des Mittelſchiffs nicht genügend zur ö kommen.

Über der Chortreppe:

5. Epitaph des Alb. Ludw. Friedr. Grafen von Pappenheim, 1733, aus Sandſtein und weißem Marmor. Auf einem Sarkophage ſinkt der vom Pfeile des Todes Getroffene zuſammen, indem er der ihm gegenüberſtehenden Minerva ſeine Linke zum Abſchied reicht. Er ſtarb mit 10 Jahren als Schüler der Ritterakademie.

6. Epitaph des Joachim Ehrentreich Katte, Kanonikus des brandenburgiſchen Stiftes, F 1694. Es beſteht in einer wenig glücklichen Häufung ſchwer vereinbarer Beſtandteile. Über dem Wappen mit der Katze halten zwei Putten mit Poſaune und Palmzweig in den Händen die Domherrnmütze. Darüber ein Ölgemälde, das einen anderwärts für den Verſtorbenen errichteten Obelisken darſtellt und von ſchwungvollem Akanthus umgeben iſt, deſſen obere Spitze von einer Krone umfaßt wird. An den Seiten Reihen kleiner Familienwappen, unten eine Draperie mit der Grabſchrift. Die Schnitzerei reich bemalt und vergoldet.

Im Antiquarium:

7. Totenſchild des Werner von der Schulenburg , 1614(Abb. 212). Das Wappen des Verſtorbenen mit ſeiner in Schnörkel aufgelöſten Helmdecke wird von einem großen aus Aſtwerk gebildeten und mit vielen kleinen Wappen beſetzten Kreiſe umgeben, an welchem unten die mit vier Engelsköpfen beſetzte Inſchrifttafel hängt. Das Ornamentale zeigt einen etwas entarteten Knorpelſtiel.