Etwa gleichzeitig mit dem frühzeitigen Umbau des Dormentflügels wurde nun auch der Steinbau des Kreuzgangs in Angriff genommen, zunächſt freilich nur die fünf ſüdlichen Joche des Oſtzuges nebſt einer ein Joch breiten Erweiterung vor dem Portal am Nordkreuzarm, alſo ſo viel wie nötig war, um dieſen und die Tür des Auditoriums miteinander zu verbinden. Nördlich vom fünften Joche zeigt ein über den Gewölben liegender breiter Gurtbogen die Grenze an. Gerade der früheren Kapitelſaalſpäteren Auditoriumtür, gegenüber legte man dabei ein mehrmals abgeſtuftes und mit ſchönen Kämpferkapitellen(Abb. 242) geſchmücktes Portal an, das ſcheinbar in den Friedgarten, in Wahrheit aber wohl in einen hier angebauten und nur von hier zugänglichen Raum führte. Für eine ſchon von Gurlitt Chiſtoriſche Städtebilder, Serie I, Heft 3, S. 16) hier angenommene Brunnenhalle würde das Beiſpiel von St. Marien in Magdeburg ſprechen, wo etwa an gleicher Stelle der bekannte, höchſt charaktervolle kleine Bau liegt, welchem gewöhnlich die Beſtimmung als Tonſur zugeſprochen wird. Eine Brunnenanlage, die für die Reinigung und die Erneuerung der mönchiſchen Tonſur unentbehrlich erſcheint und allgemein als damit verbunden angenommen wird, iſt freilich weder in Magdeburg , noch in Brandenburg an dieſer Stelle nachweisbar; ſie würde auch von der ſonſtigen Lage der Kloſterbrunnen gegenüber der Refektur ab— weichen. Wenn wir nun andrerſeits hier in Brandenburg von einer Kapelle hören, die bis 1578 im Kreuzgarten beſtanden hat(Gebauer, Feſtſchrift, Seite 13, Anm. 2), und berückſichtigen, daß dieſe eigentlich nur frei im Raume oder an den öſtlichen Kreuzgang angelehnt geſtanden haben kann, ſo iſt die Möglichkeit nicht von der Hand zu weiſen, daß das Portal am Oſtflügel zu dieſer Kapelle geführt hat.
Die Architektur und der plaſtiſche Schmuck dieſes Kreuzgangteiles gehören mit zu den kunſtgeſchichtlich merkwürdigſten Erſcheinungen des Kloſters. Die Außenwand der eingeſchoſſigen Anlage ſowohl wie die gleichzeitigen Gewölbe ſtellen auf einer kurzen Strecke von fünf Jochen eine raſche Entwicklung der Formen dar(Abb. 244). Die Rippen gehen von einem ſchweren, aus vollen Wulſtformen gebildeten Profil zu einem weit zierlicher gegliederten über, das durch ſeine Rundſtäbchen indeſſen noch die reiche und kraftvolle Wirkung der Übergangszeit bewahrt. Die fünf Schlußſteine ſind mit dem agnus dei und den vier Evangeliſtenſymbolen geſchmückt; die geputzten Kappen waren z. T. mit einem einfachen Flechtmuſter bemalt, von dem ſich vor der Wiederherſtellung des Kreuzganges i. J. 1905 noch ein Stück in der Südoſtecke erkennen ließ. Die gebündelten Dienſte, im erſten Joche noch ſehr ſtark und mit hohen dickwulſtigen attiſchen Baſen verſehen(Abb. 241 unten a), werden ſchon im zweiten ſchlanker und zierlicher(Abb. 241 unten b), die Baſen werden bald flach, fein und elaſtiſch im Umriß, dazu mit Eckblättern geſchmückt.
Während die Kämpfer am Durchgange nach dem Garten(Abb. 236) und an der Ecke des weſtlich umbiegenden Kreuzgangendes, ja auch einige Kapitelle der Fenſterſäulchen noch einfaches romaniſches Blatt- und Rankenwerk aufweiſen, macht ſich an den Kapitellen der erſten drei Bündeldienſte in einer hohen Kehlenform ein etwas un— bändiger, in kindlicher Unbeholfenheit vorgetragener Figurenſchmuck(Abb. 241 unten u. 242) aus Ton breit, der einmal den fabelhaften Kampf einer Drachenfamilie mit einem