Domkloſter(Kreuzgang und Konventgebäude, Weſtflügeh. 351
durch mit dem ganzen Konventbau verbunden(vergl. Kunſtdenkm. der Prov. Brdbg., Weſtprignitz S. 51 und Plan auf S. 46 daſelbſt)..
Der Weſtflügel bildete die Grenze bezw. den Übergang zwiſchen Kloſter und Außenwelt. Die Bodenerträgniſſe, die in Speicher und Keller unterzubringen waren, konnten hier am bequemſten eingebracht werden; denn an dieſer Stelle allein konnten noch die Wagen anfahren. Noch bis Ende des 18. Jahrh. hatte die Klauſur keinen fahrbaren Eingang(ſiehe die Projekte zur Schaffung eines ſolchen in den Plänen von 1792 im Domarchiv). Wegen zu geringer Höhe des Erdgeſchoſſes des Weſtflügels konnte die geplante Durchfahrt hier nicht ausgeführt werden. Lagen aber die Speicherräume im Weſten am großen äußeren Hofe, fo brauchte beim Ein- und Ausladen der Kreuzgang nicht betreten zu werden. Auch für den perſönlichen Verkehr mit den Menſchen der Außenwelt mußten hier die nötigen Räume vorgeſehen fein,
Im Erdgeſchoſſe finden wir ſchon im 14. Jahrhundert eine Dornitz, ein heizbares Gemach, das Gebauer(Feſtſchrift) mit dem„loco Capitulari hiemali“ und einem in den Akten öfter unter der Bezeichnung„Roſe“ angeführten Raume gleichſetzt. Der Verfaſſer vermutet darin einen in anderen Klöſtern an dieſer Stelle häufig wiederkehrenden Raum, nämlich das„auditorium hospitum“, das gewöhnlich im Weſt— flügel neben der Kirche lag und zum Empfange von Gäſten und zu Verhandlungen mit Fremden in geſchäftlichen Dingen diente. So kommen i. J. 1394 die Ratmannen beider Städte„upper Borch tu Br. vor des Proſtes tu Br. Grote Dornze“, um mit dem Domkapitel über die Errichtung eines„Berchfrids“ an der Landwehr bei Mockzow zu beraten. Auch i. J. 1464 hören wir wieder von der„groten gemeynen hofedorntzen“ (Riedel Vlll, 371 – 372 und 421). Die Roſe beſtand aus einem Vorgemach und einer Stube, die aber 1699 zum Teil eingefallen war. Im Laufe des 17. Jahrh. ſcheint ſich die Gewohnheit eingebürgert zu haben, in dieſem heizbaren Gemache der Roſe die Kapitel abzuhalten, ſpäter aber ſogar darin die Delinquenten„torquiren zu laſſen“. Hieraus ſcheint ſich ein Gebrauch gebildet zu haben, ſo daß die Roſe allmählich zur Folterkammer wurde. In Plänen von 1827 ſind die drei ſüdlichen Joche des Kreuzgangs mit„Marterkammer“ bezeichnet. Gegen das Nordende des Weſtflügels und unweit vom„auditorium hospitum“ lag wohl die Elemoſyne(Almoſenausgabe), deren i. J. 1225 gleichzeitig mit dem Hoſpital gedacht wird.
Evangelienbuch im Domarchiv. Ein Evangelienbuch(Evangelistarium) des 13. Jahrh., das 25 em breit, 35,6 em hoch und 8,5 em dick iſt, erhielt unter Beibehaltung des urſprünglichen Oberdeckels im 16. Jahrh. einen neuen Einband; denn die Lederpreſſung des Unterdeckels hat den Stil der Übergangszeit von der Spätgotik zur Frührenaiſſance um 1550. Ihn umziehen zwei Frieſe; der ſchmale, äußere Fries zeigt ſpätgotiſch ſtiliſierte, loſe um einen mittleren Stab geſchlungene Blattranken, zwiſchen denen in Abſtänden abwechſelnd Hirſche und Hunde laufen. Der innere, breitere Fries zeigt kleine Standfiguren und Ornament in Renaiſſancecharakter.
Der Oberdeckel iſt zunächſt mit rot gefärbtem Pergament bezogen, das an der 3 em ſtarken Kante mit eingeprägtem Zickzackornament verziert iſt. Über dieſes