354 Dom Brandenburg.
kryſtallen von meiſt ovaler Form und erhabenen Kreismedaillons beſetzt. Die Rundmedaillons enthalten Schmuck von zweierlei Art. Einige beſtehen in durch: brochenen Reliefs, z. B. einer Kreuzigung, zwei kerzentragenden Engeln und dem Löwen als einzigem Evangeliſtenzeichen; die übrigen befanden ſich vermutlich in den drei fehlenden Medaillons. Die anderen ſechs Rundteile ſind mit Emailledarſtellungen aus rotem und dunkelgrünem Schmelz geſchmückt. Unter ihnen kehrt zweimal das ganze agnus dei mit der Umſchrift„Ave Maria gracia“ in Unzialbuchſtaben wieder. Die übrigen vier Emaillen zeigen verſchiedene einfache Maßwerkroſetten, in deren einzelnen Feldern chimäriſche Tiere, Weinblätter und ein Drudenfuß(Pentagramm) dargeſtellt ſind.
Dem Bande iſt vorn ein Doppelblatt von Papier nachträglich eingeheftet, auf dem ſich von 1796 bis 1865 mehrere fürſtliche Perſonen eingetragen haben.
Das ganz aus Pergament beſtehende Buch enthält auf beſonderen Blättern 19 vollſeitige Miniaturmalereien und im Texte 24 Initialen und kleinere Malereien. Das Ornamentale(Abb. 245, 246 u. Taf. 70) iſt noch rein romaniſch. Die figürlichen Darſtellungen ſind nicht alle auf Goldgrund gemalt; im allgemeinen läßt der äußere Reichtum der Ausſtattung gegen Ende des Bandes etwas nach; fo bleiben z. B die umrahmenden Ornamentfrieſe ſtellenweiſe unausgeführt. Für die Art der figürlichen Kompoſitionen mögen die Tafeln 71 bis 73 als Beiſpiele dienen. Der Ausdruck der meiſt edel gezeichneten Köpfe iſt faſt durchweg ernſt und bedeutend, Haar und Bart ſind mit großer Sorgfalt und Mannigfaltigkeit behandelt, die Haltung iſt nicht ungeſchickt und die Gewänder, ſchon frei von jener manieriert zackigen Zeichnung und wilden, flatternden Bewegung, fallen in weit ruhigerem Fluß als häufig bei den Wandmalereien des 13. Jahrhunderts. Die Tiere ſind oft unförmig und weniger charakteriſtiſch in der Zeichnung, die Bäume in ſtrenger Stiliſtik aus einzelnen Blattformen gebildet. Die meiſt deckenden Farben ſind vorzüglich erhalten, das Blau iſt ſtark mit Weiß gemiſcht.
Zwiſchen den Bildern von der Grablegung und der Auferſtehung Chriſti, auf Blatt 54—56, befinden ſich drei Seiten früher Notenſchrift auf einem Dreilinienſyſtem.
Unter den zahlreichen, in Deckfarbe gemalten Initialen dieſes Kodex ſind zwei Arten zu unterſcheiden, nämlich ſolche größeren Maßſtabes und von reicherer Wirkung in eckigem Rahmen auf Goldgrund gemalte, und kleinere ohne Umrahmung und Gold grund in frei aufgelöſten Formen.— Der frühe Charakter der Minuskelſchrift kommt in den rundlichen Brechungen am oberen Ende der Grundſtriche zum Aus: druck. Einzelne Reihen des Textes ſind zinnoberrot, einige auch in Gold geſchrieben. Der Schriftſpiegel iſt ungeteilt.