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Die Bevölkerung nach der Gebürtigkeit.
Die jährliche Wanderungsbewegung in den einzelnen Kreisen wird — von einigen größeren Städten abgesehen, die wegen des regelmäßigen und sehr bedeutenden Zustromes fremder Elemente an ihrer Feststellung naturgemäß das größte Interesse haben — nicht ermittelt, obwohl das Material dafür in den polizeilichen Meldescheinen vorhanden ist; es ist daher im allgemeinen weder die Stärke der Au- und Abwanderung von Jahr zu Jahr, noch die Herkunft der Zugezogenen und das Wanderungsziel der Fortziehenden bekannt. Dagegen geben die alle fünf Jahre stattfindenden Volkszählungen, da bei diesen der Geburtsort erfragt wird, Aufschluß über die am Zählungstage in den einzelnen Gemeinden vorhandenen Zugewanderten und ihre Herkunft. Die Ergebnisse zeigen, wie die seit Generationen ununterbrochenen Wanderungen die Zusammensetzung der Bevölkerung der verschiedenen Gemeinwesen außerordentlich beeinflußt haben.
Die Bevölkerung der Provinz Brandenburg, als Ganzes genommen, enthält im Vergleiche mit den anderen preußischen Provinzen eine ungewöhnlich geringe Zahl Grtsgebürtiger, da am 1. Dezember 1905 von den 3 531906 Einwohnern nur 1 359 259, das sind noch nicht in der Gemeinde geboren waren, in der sie sich zur Zeit der Zählung aufhielten. Diese niedrige Durchschnittsziffer ist aber hauptsächlich bestimmt worden durch den Einfluß eines an Fläche nur kleinen, jedoch sehr bevölkerten, und seit vielen Jahren das Hauptwanderungsziel bildenden Gebietes in der unmittelbaren Umgebung Berlins, der Städte Charlottenburg, Schöneberg, Rix- dorf, Wilmersdorf, Lichtenberg und einer Anzahl von Landgemeinden der Kreise Niederbarnim und Teltow. In diesen Kreisen ist der Anteil der Einheimischen noch weit geringer als im allgemeinen Durchschnitt. So war von der Bevölkerung in Wilmersdorf nur der zehnte, in Schöneberg der achte Teil dort geboren, in Thar- lottenburg und Rixdors bildeten die Einheimischen den fünften Teil, in Lichtenberg und den Kreisen Niederbarnim und Teltow etwa den vierten. Bei dem außerordentlich schnellen Wachstum der Berliner Vororte — in den zehn Jahren von I895 bis 1905 hat sich die Einwohnerzahl in Charlottenburg beinahe, in Schöneberg und Rixdors mehr als verdoppelt, in Wilmersdorf sogar vervierfacht — muß in diesen natürlich die ortsgebürtige Bevölkerung gegen die zugewanderte sehr zurücktreten, da der Geburtenüberschuß in einem kurzen Zeiträume nur relativ wenig zu der Vermehrung beitragen kann.
In den übrigen Kreisen des Regierungsbezirks Potsdam ist der Anteil der Gemeindegebürtigen zwar höher, aber nur in dreien, in Beeskow-Storkow, Jüterbog- Luckenwalde und Zauch-Belzig waren sie in der Mehrzahl.
Erheblich stärker sind sie unter der Bevölkerung des Nachbarbezirks vertreten, hier sind sie im allgemeinen Durchschnitt und in 13 Kreisen in der Majorität. In den Kreisen Cottbus Land und Trossen waren beinahe ch,. aller Einwohner am Zählorte geboren; für Preußen bedeutet dies eine sehr große Seßhaftigkeit, da von sämtlichen Kreisen des Staates nur verhältnismäßig wenige über diesen Satz hinausgingen, darunter einzelne bis zu einem Maximum von etwa chg.
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