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Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
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brandenburgische Währung. Ein durchaus ehrenhaftes, not­wendiges Gewerbe!

Daß der in den lateinischen Urkunden regelmäßig wie­derkehrende Ausdruckfoenus (Zins), ebenso wie das mittelhochdeutsche Wortwukere mitWucher übersetzt wurde, hat jahrhundertelang unermeßliches Unglück über die Bekenner des jüdischen Glaubens gebracht.

Kein Jude von heute wird den Wucher seiner mittelalter­lichen Glaubensgenossen entschuldigen oder gar billigen, auch wenn es ihnen damals wirtschaftlich noch so schlecht erging! Dagegen darf man ein gerütteltes Maß von Schuld auch den vielen Leichtsinnigen, Spielern und Glücksrittern aufbürden, die den ehrlichen Gelderwerb scheuten und statt- dessen ihre Familienerbstücke verpfändeten. Gestohlenes Kirchengut mußte der Pfandleiher zurückweisen, denn an­gesichts der furchtbaren Hostienschändungsprozesse hatte eine Rabbinersynode die Beleihung von Kruzifixen, Kelchen, Monstranzen und Hostienschalen aufs strengste verboten.

Kriegerische Landesherren kamen häufig in Geldverlegen­heiten. Wenn sie auch nicht zum Verleiher gingen, so ver­kauften sie Landbesitz. So hat z. B. der letzte askanische Markgraf, Waldemar, dessen Machtbereich sich bis an die Weichsel erstreckte, die Gebiete um Danzig, Dirschau und Schwetz für 10000 Mark Silber an den Deutschen Or­den in Preußen veräußert (1310).

Mit dem Tode dieses von seinen Zeitgenossen hoch ge­schätzten Markgrafen Waldemar (1319) den Heinrich von Meißen (Frauenlob)des Reiches rechten Eck- und Winkelstein nannte schloß für die unter seinen Vor­gängern aus askanischem Stamme eingewanderten Juden ein Zeitraum friedlicher Seßhaftmachung. Daß dieser zwei­mal von den Ausbrüchen schauderhafter Massenpsychose überschattet wurde, geht nicht zu Lasten der Landesherren: die Kirche war stärker als sie.

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