gebens. Er und Josef werden enthauptet. Moses, ein Augenarzt, wird begnadigt, „darumb, das er allein an Kyndern schuldig gewest“.
Auf dem Neuen Markte, der damals an der heutigen Kreuzung der Großen Frankfurter mit der Weberstraße lag, harrt eine vielhundertköpfige Menge des ihre Nerven aufpeitschenden Schauspiels. Vor dem turmartigen, mit Stroh und Pech ausgekleideten Gerüst verliest der Bürgermeister das Urteil:
„Nachdem der böse Christ Paul Fromm sich vergessen an dem hochwürdigsten, heiligsten Sakramente, dasselbig gestohlen und verkauft, die Kirch’ erbrochen, Monstranzien und ein Büchslein, darinnen das Sakrament gelegen, gestohlen, wie das erwiesen aus seinem Lötkolben und anderem, damit er gebrochen: darum so soll man ihn auf einen Wagen binden, die Gassen auf- und niederführen, mit Zangen reißen und danach in ein Feuer legen. Und dieweil die boshaftigen, schnöden, verstockten Juden ihre Missetat auch mehrmalen außerhalb und vor Gericht bekannt: darum so soll man sie zu Pulver verbrennen, damit sie allen anderen ein Beispiel seien, daß sie solche Übeltat fürder nicht mehr beginnen.“
Mit Fromm wird verfahren, wie es der Gerichtsbeschluß vorschrieb. Während die Flammen an diesem einzigen Schuldigen emporzüngeln, der an einem besonderen Schand- pfahl angekettet steht, tröstet Rabbiner Slomannn seine Brüder durch Gebete, auf welche sie antworten (die „Wid- duj“). Bis Feuer und Rauch ihre Stimmen erstickt, beten und singen diese unschuldigen Opfer eines unmenschlichen Zeitalters. Die gefühlsrohe Umwelt hat nicht nur auf die Richtigkeit der gegen sie erhobenen Anschuldigungen geschworen, sie hat sich auch an den Qualen ihres Flammentodes geweidet. Von keinem der Zeitgenossen wird ein
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