Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
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Vorwort zur neuen Ausgabe.

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Vorwort zur neuen Ausgabe.

Daran, dass meine Sachen nicht für Viele sind, werde ich mich wohl gewöhnen müssen. Indessen, wenn man die Stimmen wägt, so kann ich mit dem Erfolge meinesGoethe zufrieden sein, denn ich habe bei vielen von Denen, auf deren Urtheil es ankommt, Anerkennung gefunden. Auf Widerspruch und Tadel musste ich von vornherein gefasst sein. Ein Theil der Goethe-Verehrer verurtheilt überhaupt jede Kritik an ihrem Abgotte; man soll ihm nur verehrend nahen und auf das eigene Urtheil verzichten. Da sie sozusagen ihre eigene Männlichkeit aufgeben, könnte man sie Goethe-Galli nennen. Viel grösser ist die Schaar Derer, die nicht um Goethes willen, sondern um ihrer eigenen Vortrefflichkeit willen widersprechen. Sie fürchten die Kritik des Arztes, weil sie ahnen, es möchten ihre eigene Gesundheit und die Herrlichkeit ihrer Cultur schlecht wegkommen, wenn an die Stelle spiritualisti­scher Phrasen ärztliche Erkenntniss gesetzt würde Hinzukommt, dass es denGebildeten auch bei gutem Willen kaum möglich ist, unbefangen zu denken, da