VI
Vorwort zur neuen Ausgabe.
ihre Bildung hauptsächlich darin besteht, dass sie Vorurtheile in sich aufgenommen haben. Mit erheiternder Naivetät sagt z. B. Frau v. Ungern-Sternberg:„Möbius schreibt, über das Pathologische bei Goethe, und wir erfahren, was man füglich voraussehen konnte, dass dem grossen Dichter keine Hausknechtgesundheit zu eigen war.“ Im Grunde kommen viele gelehrte Männer auch nicht weiter als diese Dame, der man es ja nicht übelnehmen kann. Welche Verständnisslosigkeit, ja man kann wohl sagen Gedankenlosigkeit in manchen literarischen Kreisen herrscht, das zeigt am besten ein gegen mich gerichteter Aufsatz von Hieronymus Lorm (Berliner neueste Nachr. vom 22. 11. 1899). Das elendeste Geschwätz hat ein anonymer Bösewicht in der„Deutschen Welt“ des H. Dr. Friedr. Lange(vom 15. 10. 1899) veröffentlicht, und, obwohl ein ungenannter Nervenarzt mich in der Nummer vom 22. 10. sehr verständig und gemessen vertheidigt hat, tritt doch Herr Lange für jenen Bösewicht ein. Irgend ein Literat hat gar von meinem„berüchtigten Buche über Goethe“ gesprochen. Schliesslich kommt es auf das Geschrei gar nicht an, sondern allein darauf, ob ich Recht habe oder nicht. Darüber zu entscheiden aber sind jene Herren wahrlich nicht gemacht.—
Die neue Ausgabe bringi viel Neues. Es ist aus äusseren Gründen nöthig gewesen, das Buch in zwei Theile zu zerlegen, sodass es den zweiten und den dritten Band der„Ausgewählten Werke“ füllt. Der erste Theil allerdings ist trotz vieler Abänderungen und Zusätze im Wesentlichen unverändert. Ich habe diesmal