Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
53
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Der junge Wahnwitzige.

Kaisern zu schaffen. Er war ein so guter stiller Mensch, der mich ernähren half, seine schöne Hand schrieb, und auf einmal wird er tiefsinnig, fällt in ein hitziges Fieber, daraus in Raserei, und nun ist er, wie Sie ihn sehen. Was das für eine glückliche Zeit gewesen sei.Der thörichte Mensch, rief sie mit mitleidigem Lächeln; da meint er die Zeit, da er von sich war, das rühmt er immer; das ist die Zeit, da er im Tollhause war, wo er nichts von sich wusste. Der Kranke ist ein Mensch in einem grünen schlech­ten Rocke, mit einerinteressanten Physiognomie, darin eine stille Trauer den Hauptzug machte, die aber sonst nichts, als einen geraden guten Sinn aus­drückte.

Inwieweit die einzelnen Züge der Schilderung Goethes der Natur entnommen sind, das lässt sich nicht feststellen. Die Geistesstörungen des jugend­lichen Alters, die zur Verblödung führen, beginnen nicht selten mit lebhafter Erregung, es kann sehr wohl auf eine Periode desTiefsinns eine Zeit lebhafter Er­regung folgen, die sich als hallucinatorische Verwirrt­heit darstellt. Klingt die Erregung ab, so ist der Mensch eine Ruine geworden, er ist dauernd schwachsinnig, es können aber die in der Verwirrtheit entstandenen Wahnvorstellungen festgehalten werden, und der Kranke faselt dann von Schätzen und Fürstenthümern ohne seine Ruhe zu verlieren. Der Ausdruckhitziges Fieber ist nicht zutreffend, man bezeichnete aber früher leb­hafte nervöse Erregungen sehr oft so. Alles in allem ist Goethes Bild vortrefflich getroffen, und auch