Entstehung der„Lila.“
I. Lila.
Sozusagen ausschliesslich der Psychiatrie gewidmet ist das Sing- oder Schauspiel„Lila“. Es wurde 1777 zuerst aufgeführt, in Rom umgearbeitet. Man nimmt an, dass das Stück ursprünglich in der Absicht geschrieben war, der in ihrer Ehe nicht glücklichen Herzogin zuzusprechen. Nach Schröer hat Goethe die Fabel von Frau von Stein erhalten. Sie stamme aus einem älteren französischen Stücke„L’hipocondriaque“. Hier wird, wie in der ersten Fassung des Goethischen Stückes, ein Liebender durch die falsche Nachricht von dem Tode der Geliebten wahnsinnig. Sie eilt zu dem Unglücklichen, und Alle vereinigen sich, um ihn von seinem Wahne zu heilen, indem sie auf diesen eingehen. Man zeigt ihm mehrere Personen, die für todt gelten und die durch Musik in’s Leben gerufen werden. Endlich glaubt der Kranke, er sei selbst vom Tode erweckt worden, und eilt die Geliebte zu umarmen. Schon aus diesem Ursprunge des Stückes ergiebt es sich, dass wir in ihm weder Goethes eigene Anschauungen über Geisteskrankheiten und ihre Heilung zu erwarten