Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
81
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Die Tantaliden alsVerbrecherfamilie.

Erst eine Reihe Böser oder Guter Bringt endlich das Entsetzen, bringt die Freude Der Welt hervor.

Das ist ganz im Sinne moderner Naturforscher gesprochen: Die vortheilhaften wie die nachtheiligen Eigenschaften werden durch Vererbung gesteigert. Auf der ungünstigen Seite lehrt Goethe wie Morel la deg6­nErescence progressive. Vom Geschlechte des Tantalus wird gesagt:

Zwar die gewaltge Brust und der Titanen Kraftvolles Mark war seiner Söhn und Enkel Gewisses Erbtheil; doch es schmiedete

Der Gott um ihre Stirn ein ehern Band. Rath, Mässigung und Weisheit und Geduld Verbarg er ihrem scheuen düstern Blick;

Zur Wuth ward ihnen jegliche Begier,

Und grenzenlos drang ihre Wuth umher.

Es handelt sich also um eineVerbrecher-Familie. Der gewaltthätige Charakter, der Mangel an Gerechtig­keit und Liebe vererbt sich von Geschlecht zu Ge­Schlecht. Auch Agamemnon ist ein rauher und ge­waltthätiger Mann. Zu der modernen Auffassung passen aber die alten Thatsachen nicht. Im antiken Sinne wird Klytämnestra, sobald sie in die Familie eintritt, Miterbin des Fluches, es ist daher begreiflich, dass sie wie ihre Verwandten Ehebruch und Mord auf sich lädt. Im modernen Sinne aber ist dies nicht begreif­lich. Noch weniger wird die Erscheinung der Iphi­genie verständlich. Goethe fühlte dies, denn er lässt den Thoas sagen:Sage nun durch welch ein Wunder von

Möbius, Werke IL