Vorwort zur neuen Ausgabe.
die kraftvolle Darstellung den Lesenden wenigstens zeitweise mit sich fort. Seit dem Anfange des neunzehnten Jahrhunderts ist die Fluth der Entartung in schreckenerregender Weise gestiegen, und die pathologischen Züge, die wir bei Schopenhauer treffen, sind häufiger und häufiger geworden. Insbesondere der Mangel an Lebenslust ist ein weitverbreitetes Stigma, und weil es so ist, ist Schopenhauer derart populär geworden, dass seine Klagen wie ein Sauerteig das moderne Leben durchsetzt haben. Dass ungefähr zur gleichen Zeit wie bei ihm auch bei anderen hochbegabten, aber entarteten Jünglingen, insbesondere bei Byron und bei Leopardi, dieselbe Furcht vor dem Leben hervortrat, das zeigt, wie das Pathologische des Individuum nichts Zufälliges ist, sondern ein Anzeichen gewisser Störungen des allgemeinen Geistes.
Leipzig, im December 1903.