Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
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Vorwort zur neuen Ausgabe.

die kraftvolle Darstellung den Lesenden wenigstens zeitweise mit sich fort. Seit dem Anfange des neun­zehnten Jahrhunderts ist die Fluth der Entartung in schreckenerregender Weise gestiegen, und die patho­logischen Züge, die wir bei Schopenhauer treffen, sind häufiger und häufiger geworden. Insbesondere der Mangel an Lebenslust ist ein weitverbreitetes Stigma, und weil es so ist, ist Schopenhauer derart populär geworden, dass seine Klagen wie ein Sauerteig das moderne Leben durchsetzt haben. Dass ungefähr zur gleichen Zeit wie bei ihm auch bei anderen hoch­begabten, aber entarteten Jünglingen, insbesondere bei Byron und bei Leopardi, dieselbe Furcht vor dem Leben hervortrat, das zeigt, wie das Pathologische des Individuum nichts Zufälliges ist, sondern ein An­zeichen gewisser Störungen des allgemeinen Geistes.

Leipzig, im December 1903.