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Schopenhauers Person.
schrieben hat, dürfte die Beschreibung ihrer Jugend sein, an deren Fortsetzung sie der Tod gehindert hat. Immer muss man bedenken, dass eine Frau schreibt, und zwar eine Frau, deren Erziehung durchaus fragmentarisch war. Mit dieser Rücksicht ist besonders anzuerkennen, dass sie ein recht gutes Deutsch schreibt. Manche der heutigen Schriftsteller, bei denen man mit Schrecken die Verhunzung der Sprache durch das Zeitunglesen u. s. w. erkennt, könnten sich diese alte Kaufmannsfrau zum Muster nehmen. Viel schwächere Leistungen sind die Romane Johannas. Auch in ihnen ist manches zu loben: reiche Phantasie, Lebendigkeit und Frische, scharfe Beobachtung des geselligen Wesens und einzelner Charakterzüge, aber das Ganze will uns doch gar nicht gefallen. Gerade den von Goethe gelobten Roman Gabriele habe ich nur mit Anstrengung durchlesen können; die dreibändige Geschichte ist entsetzlich breit und im üblen Sinne romanhaft. Auch die anderen Romane haben dieselben Fehler, die Erzählung ist phantastisch, reich an Unwahrscheinlichkeiten, weibliche Schönheit, Liebenswürdigkeit wird in unglaublichen Mengen geliefert, die Leute triefen von Edelmuth, Leidenschaft und überschwenglicher Liebe zu den unglaublich vorzüglichen Frauenzimmern, alle Figuren sind mehr oder weniger schematisch und überall ist das Medium eine faullenzende reiche Gesellschaft, deren Treiben als der Kern des menschlichen Wesens erscheint. Manches, was uns jetzt missfällt, wurzelt wohl in Zeitverhältnissen, wie denn die Schönrednerei und Vornehmthuerei den meisten alten Ro