Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
117
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Ueber die Schopenhauer-Bilder.

der Frankfurter Stadtbibliothek bei deren Diener ge­funden. Dieser verkauft die Abzüge und erzählt, sie seien von dem ihm bekannten Photographen Liebner in der Badeanstalt hergestellt. Schopenhauer habe dem Photographen den Gefallen gethan, ihm zu sitzen. Dieses Bild(nach S. 116) ist recht gut. Schopenhauer sieht nach rechts und oben, die Augen glänzen, der Mund ist leicht geöffnet, was offenbar charakteristisch ist, auf mehreren Bildern wiederkehrt.

Von den Daguerrotypen sind sieben Stück er­halten. Sie hängen in der Frankfurter Stadtbibliothek, der sie Schopenhauer hinterlassen hat, und tragen auf der Rückseite das von Schopenhauers Hand geschrie­bene Datum. Bekanntlich verändern sich die Daguerro­typen mit der Zeit. Die Bilder Schopenhauers sind schon recht verändert, zum Theile schwer zu sehen, und es wird eine Zeit kommen, zu der man auf ihnen so gut wie gar nichts mehr sieht. Deshalb habe ich mit Zustimmung der Bibliothek-Verwaltung sechs der Bilder durch den Frankfurter Photographen Maas photographiren lassen. Beim ältesten(vom 3. Novem­ber 1842) erklärte der Photograph, es sei von der Auf­nahme nichts mehr zu erwarten.

Die anderen sechs Bilder bilden drei Gruppen. Das erste Paar stammt vom 22. August 1845, stellt Schopen­hauer also 57jährig dar; Brustbild, fast en face; die leb­haften Augen ziemlich weit geöffnet; der schon sehr breite Mund wie zu leichtem Lächeln verzogen; die starken Wangenfalten ausgeprägt; die Concavität des Nasen­rückens sehr deutlich; kurze abstehende weisse Haare,