Anhang.
Angenommen, der Künstler sei im Stande, das, was er sieht, wiederzugeben, ein Fall, der äusserst selten vorkommen wird, so ist das Portrait zu definiren als ein Mensch, wie er von einem Künstler gesehen wird, oder als eine Vermischung der Wirklichkeit mit etwas Subjectivem. Wir sehen sozusagen im Portrait den Menschen nicht direkt, sondern durch einen Apparat, nämlich des Künstlers Geist. Der, dem es zuerst am Künstler gelegen ist, wird von einer Veredelung, der, der nur den Darzustellenden sehen möchte, wird von ein Verunreinigung der Wirklichkeit reden mögen. Von der Idee der Menschheit, zu der der Künstler den Einzelnen in Beziehung bringen soll, wird man im Ernste nicht reden können, denn sie existirt nur in Wolkenkukuksheim. Man stellt sich die Sache wohl so vor, dass der Künstler den Menschen beobachte, den Wechsel seiner Züge, je nach dem inneren Zustande, kennen lerne, und aus der Menge der Momente den günstigsten herausgreife. Manche glauben sogar daran, dass der Künstler die Momente„componire,“ sodass dann im Portrait alle darin stecken. Jene Auswahl wird sich thatsächlich ereignen, es ist aber ersichtlich, dass durch sie die Subjektivität des Portraits vermehrt wird, denn der günstigste Ausdruck ist eben der, der dem Künstler so vorkommt. Im Allgemeinen wird das Portrait um so besser sein, je besser der Maler ist, aber nicht jeder gute Maler wird ein guter Portraitist sein. Offenbar spielt da der Charakter des Künstlers eine grosse Rolle; ist er im Stande, sein Ich zurückzudrängen, so wird er seinen