Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
137
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Ueber das erste Buch.

Il. Ueber das erste Buch.

Schopenhauers Hauptverdienst ist, kurz gesagt, das, dass er im Gegensatze zur Scholastik die Philo­sophie als Auslegung der Erfahrung auffasste. Das Wesen der Scholastik kann man darin suchen, dass sie die Wahrheit nicht aus der Erfahrung, sondern aus allgemeinen Begriffen herauszuziehen sucht. In diesem Sinne reicht die Scholastik etwa von Plato bis zu uns. Schopenhauer selbst charakterisirt Platos Auffassung so:Daher ist alle durch die Sinne vermittelte Erkennt­niss trüglich. Die allein wahre, richtige und sichere hingegen ist die von aller Sinnlichkeit(also aller An­schauung) freie und entfernte, mithin das reine Denken, d. i. das Operiren mit abstracten Begriffen ganz allein. Die Befreier aus den Banden der Scholastik sind die Engländer: Baco, Berkeley, Locke, Hume. Ihr Werk setzte Kant fort, aber zu gleicher Zeit half er der Scho­lastik wieder auf die Beine, er ist Fortschritt und Rück­schritt zugleich. Daher die Einen ihn preisen als den grössten Weisen, den Alleszermalmer, die Anderen ihn Kopfverderber und Erzscholastiker, Begriffskrüppel,