Bemerkungen über Schopenhauers Lehre,
Königsberger Chinese nennen, wobei beide Parteien in gewissem Sinne Recht haben möchten. Dadurch, dass Schopenhauer Kantianer wurde, verfiel auch er der Scholastik, sodass sein Wesen zwiespaltig ist. Soweit wie sein ursprüngliches Selbst spricht, ist ihm Klarheit und Folgerichtigkeit eigen, die Wirklichkeit anschauend zeigt er den Weg zu ihrem Verständnisse, Soweit wie er sich auf die Lehren Kants und die Schulbegriffe überhaupt lehnt, gelangt er zu verkehrten Folgerungen, setzt sich in Widerspruch mit der Erfahrung und verdirbt sein eigenes Werk.
Scherzweise und doch mit Grund könnte man sagen, Schopenhauers Hauptfehler war der, dass er Philosophie studirt hat. Schulze in Göttingen gab ihm keinen guten Rath, als er ihn auf Kant und Plato hinwies, er hätte ihm sagen sollen: hüten Sie sich vor allen Dingen vor den Schulphilosophen. Hätte Schopenhauer in einer Naturwissenschaft selbständig gearbeitet und sich dann damit begnügt, sein philosophisches Ingenium auf die Fülle der Erfahrung zu richten, so hätte er vielleicht kein System gegründet, wäre aber vor manchem Irrthume bewahrt geblieben. Ein grosses Glück wäre schon das gewesen, dass er die Schulausdrücke vermieden hätte, oder richtiger, noch mehr vermieden hätte, als er es schon thut. Es ist ja die Art seiner Darstellung einer seiner schönsten Ruhmestitel. Im Gegensatze zu seinen Vorgängern auf dem Festlande schreibt er einen durchaus redlichen Stil, immer ist es ihm um Einfachheit und Verständlichkeit zu thun. Er schreibt schön, nicht weil er scharfsinnig