Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
139
Einzelbild herunterladen

Ueber das erste Buch.

und kenntnissreich, sondern weil er klar und ehrlich war, Und doch, um wieviel schöner würde seine Sprache und seine Lehre sein, hätte er jedes Fremd­wort vermieden. Jeder terminus technicus ist ein Fall­strick, eine Grube, eine Schlinge. Die alten philoso­phischen termini gleichen abgegriffenen Spielkarten, die durch allzuviele, zum Theile durch unsaubere Hände gegangen sind, und deren Bilder unkenntlich geworden sind. Man spräche am besten weder vom Realismus noch vom Idealismus, weder von transscendent, noch von immanent, weder von a priori, noch von a po­steriori, man sollte die Causalität, die empirische Reali­tät, die Kategorieen und die Ideen ganz zu Hause lassen.

Sein Verhältniss zu Kant hat Schopenhauer aus­führlich besprochen, und seine Kritik der Kantischen Philosophie gehört offenbar zu dem Besten, was er geschrieben hat. Er zeigt die Fehler Kants, aus denen die Dunkelheit seiner Rede entspringt, auf das Deut­lichste an, und man kann ihm in alledem von Herzen beistimmen. Dagegen versteht man nicht, warum nach Abziehung alles dessen, was Schopenhauer tadelt, Kant doch für ihn der überschwänglich gepriesene Philosoph bleibt. Denn das Hauptverdienst, das Kant zukommen soll, ist nach Schopenhauers eigener Darstellung eigent­lich nicht Kants Eigenthum. Kants grösstes Verdienst, sagt Schopenhauer, ist die Unterscheidung der Er­scheinung vom Dinge an sich. Diese Unterscheidung aber hatte doch Locke gemacht. Ueber Locke ging Kant insofern hinaus, als er zeigte, dass Lockes pri­

]