Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
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Bemerkungen über Schopenhauer Lehre.

märe Eigenschaften des Dinges nicht unabhängig vom Wahrnehmenden sind, sondern durch dessen Eigen­thümlichkeit bedingt sind. Diesen Schritt aber hatte doch Berkeley gemacht, wie Schopenhauer selbst be­tont. Mit Recht sagt Schopenhauer, Kant sei nicht gerecht gegen Berkeley, aber er selbst ist nicht gerecht gegen ihn, wenn er in seinen Werken den Kant immer­fort hochpreist, den Berkeley aber nur gelegentlich er­wähnt. Berkeley sagt genau das, was Schopenhauer sagt: Die Welt ist meine Vorstellung, und er setzt seine Lehre mit einer Klarheit auseinander, gegen die Kants Darstellung unvortheilhaft absticht. Schopenhauers Bewunderung der transscendentalen Aesthetik verleitet ihn zwar nicht dazu, Kants Haupt­fehler zu übersehen, aber sie bestimmt ihn doch, leichter über diesen wegzugehen, als es richtig war. Schopen­hauer sagt:Nach der in der transscendentalen Aesthetik gegebenen ausführlichen Erörterung der allgemeinen Formen der Anschauung muss man erwarten, doch einige Aufklärung zu erhalten über den Inhalt der­selben, über die Art, wie die empirische Anschauung in unser Bewusstsein kommt, wie die Erkenntniss dieser ganzen, für uns so realen und so wichtigen Welt in uns entsteht. Allein darüber enthält die ganze Lehre Kants eigentlich nichts weiter, als den oft wieder­holten, nichtssagenden Ausdruck:Das Empirische der Anschauung wird von Aussen gegeben. Nun muss Jeder zugeben, dass Kant durch seine Unter­lassung, durch den nicht nur nichtssagenden, sondern geradezu irreführenden Ausdruck sein ganzes Werk