Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
183
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Ueber das zweite Buch.

vom ausgeschlossenen Dritten. Die höchste Unlust des Denkens ist der Widerspruch, a==-a, er muss daher nothwendig vermieden werden. Alles Leben ist Thätigkeit, d. h. Wollen, Empfinden ist Thun, Wahr­nehmen ist Thun, Vorstellen ist Thun, Urtheilen ist Thun, das erkennende Subject ist also das wollende Subject. Das Subject selbst, das Ich ist immer uner­kennbar, wir können nur sagen, es ist da, hier wie dort. Seine Thätigkeit allein bildet unsere Erfahrung. Genauer gesagt ist auch die Thätigkeit selbst kein Object der Erkenntniss, wir können nur auf sie hin­weisen als auf das Urphänomen, erkennen aber setzt vergleichen voraus, ist also bei Dem, das alles trägt, nicht anwendbar. Erkennbar, sagt Schopenhauer selbst, ist nur das Object, also der Gegenstand des Wollens. Wir sind daher leicht geneigt, über dem Gegenstande die Thätigkeit zu vergessen, z. B. nicht daran zu den­ken, dass Vorstellen unsere Thätigkeit, d.h. unser Wollen ist, die Vorstellungen nicht als Handlungen, wie das Wort will, sondern als Gegenstände aufzu­fassen. Das kann soweit gehen, dass die Vorstellungen selbständig gemacht, in Schauspieler verwandelt wer­den, in deren Brust das Streben sitzt und die dann, während wir zuschauen, das Schauspiel des inneren Lebens aufführen, oder aber, dass die Vorstellungen zu Bildern werden, die in der Seele wie in einem La­den hängen und durch von aussen kommende Stösse zum Karamboliren gebracht werden.

Mag unser Wille von einem fremden zurückge­drängt werden, beim Wahrnehmen, mag er mit den