Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
185
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Ueber das zweite Buch.

die Wogen, die unser Lichtlein momentan beleuchtet. Der Instinct ist vor aller individuellen Vernunft, die Hand, die uns leitet, ist im Dunkeln. Solche Erkennt­niss schimmert sozusagen bei Schopenhauer immer durch. Sein blinder Wille, der doch über alle Begriffe weise ist, der genau weiss, was er will, braucht so­zusagen nur umgekleidet zu werden, und dann er­scheint er zwar nicht als die an sich unbewusste Ver­nunft Hartmanns, aber als die für uns unbewusste Weisheit, von der wir nur sagen können, dass wir nach ihrem Bilde gebildet sind, die zu erkennen aber wir nicht befähigt sind.

Soviel wird man sagen können, dass wahrschein­lich alles geistige Geschehen nach dem Schema: Wahr­nehmen, Lust, Handeln, oder kurz gesagt nach dem

Reflex-Schema ablaufen werde. Soweit wie wir durch

die Naturwissenschaft vordringen können, überall finden wir dieselben Elemente wieder, ja die Spectral-Analyse zeigt, dass auch in der Sonne Natrium und andere Stoffe, die wir auf der Erde treffen, wiedergefunden werden. Daher ist zu vermuthen, dass auch die Ele­mente, die die psychologische Analyse ergiebt, nicht nur in uns, sondern in allen Wesen, die mit uns und ausser uns leben, die innere Erfahrung ausmachen werden. Lässt man die psychologische Analyse nicht gelten, so kann man nur sagen, dass in eben dem Grade, wie andere Wesen uns ähnlich sind, ihr inneres Leben unserem ähnlich sein werde, und muss darauf verzichten, dann, wenn die Unähnlichkeit einen ge­wissen Grad erreicht hat, sich eine Vorstellung von