Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
XXIX
Einzelbild herunterladen

Geſchichtliche Einleitung. XXIX

aber die Bewegung wird ſchnell durch die Inquiſition unterdruͤckt, und im großen und ganzen herrſcht doch das uͤbliche ſtarke, offiziell-religioͤſe Leben des Mittelalters. Kurz vor der Einführung der Reformation zaͤhlte man 23 geiſtliche Perſonen allein in Prenzlau ).

Die Reformationsbewegung beginnt auch in unſerem Kreiſe damit, daß man, von Reformation.

den neuen Gedanken angeſteckt, zunaͤchſt nicht mehr die Zinszahlungen an die geiſtlichen Inſtitute vollzieht. So ermäßigt der Rat von Prenzlau 1526 den Zins für geiſtliche Guͤter (Riedel A 21, 394. Die Kirchen und Kloͤſter kommen allmählich in finanzielle Not, fie verpfaͤnden ihre Güter, die Dominikaner in Prenzlau z. B. 1636 wegengroßer Not einen ihnen gehörigen Bauernhef zu Klinkow, ebenſo die Franziskaner 1537 ein Haus Riedel A 21, 400. Kurfuͤrſt Joachim II. laͤßt damals(1536 ſaͤmtliche lirchlichen Kleinodien in Prenzlau inventariſieren(. unten S. 145). Die kuͤnftige Saͤkulariſation wirft ihren Schatten voraus. In Strasburg werden 1539 die Nebenaltaͤre eingezogen(. unten S. 337), offenbar weil man die dazu gehörigen Prieſter nicht mehr unterhalten kann, und die Prenzlauer Nonnen erklären 15439, daß fie auf das Patronats­recht an der dortigen Kirche verzichten, da fie die Geiſtlichen nicht mehr beſolden Könnten. Der Adel auf dem platten Lande wird ſchon fruͤher aus ſeinen antipaͤpſtlichen Anſchauungen bei der Stellenbeſetzung kein Hehl gemacht haben. 1543 erfolgt die erſte kirchliche Viſitation. Mit dieſem durchaus offiziellen Akte, der in der Uckermark als dem letzten Teil Brandenburgs erfolgt, it der neuen Lehre jedes äußere Hindernis aus dem Weg geraͤumt.

Das 16. Jahrhundert iſt eine Zeit aͤußerer Ruhe. Die großen Staatsaktionen, Das 16. die das Stilleben der Uckermark ſtoͤren konnten, fehlen. Die Unſicherheit auf dem Lande Jahrhundert. iſt freilich noch immer groß, namentlich an der pommerſchen Grenze. Deshalb wird. und als Schutz gegen Raͤubereien für die durch die nördliche Uckermark zwiſchen Mecklenburg und ö Stettin Reiſenden ausdrücklich die Straße Löcknitz Strasburg als Geleitſtraße beſtimmt').

Auch bis in das Innere des Landes dringen wohl einmal zuchtloſe Scharen, raͤubernde Soldateska des Herzogs Erich II. von Braunſchweig , die 1563 von einem mißglückten Kriegszuge aus dem Oſten heimkehrten?). Aber das waren Ausnahmen. Auch für die noͤrdliche Uckermark iſt das 16. und beginnende 17. Jahrhundert die Zeit der Ausbildung eines ſtaͤndiſchen Sonderlebens und damit die Periode, in der die Keime zur Entſtehung der ſpaͤteren Kreisbildung ſich entwickelng). Die Uckermark zuſammen mit dem erwaͤhnten Lande Stolpe bildet ebenſo wie die Mittelmark, die Altmark uſw. einen Hauptkreis für ſich. Praͤ­

Y Paſſow ebd. Bd. 3, S. 57 73. Die genannte Ziffer ebd. Bd. 4, S. 47.

2) J. S. Seckt, Verſuch einer Geſch. der uckermärk. Hauptſtadt Prenzlau Bd. 1(ebd. 1785), S. 56.

3) Dobbert a. a. O. S. 40.

4) Hugo Rachel , Die Handels-, Zoll⸗ und Akziſepolitik Brandenburg-Preußens bis 1713 (Berlin 1911) S. 10.

5) Dobbert a. a. O. S. 42.

6) Vergl. O. Hintze über denUrſprung des preuß. Landratsamts in der Mark Brandenburg (Forſchungen zur brand. und preuß. Geſch. Bd. 28, 1915, S. 357 ff) und M. Haß, Die kurmärk. Stände im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts(München und Leipzig 1913).