Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
XXXII
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Spannung zwiſchen

XXXII Geſchichtliche Einleitung.

Seit der Begruͤndung eines geſonderten uckermaͤrkiſchen Quartalgerichtes in Prenzlau, das 1585 beſtellt wurde und dem Kammergericht in Berlin zur Entlaſtung diente, iſt der Landvogt der Uckermark deſſen Vorſitzender). Damit verfluͤchtigt ſich allmählich ſeine Bedeutung als Vertreter des Landesherrn, und 1789 wird mit dem Quartalgericht auch ſein Amt aufgehoben) Daneben beſteht für die Uckermark in Prenzlau noch ein Hof» und Landgericht.)

Das geſpannte Verhaͤltnis zwiſchen Land und Stadt wird um ſo kritiſcher, je mehr der Adel das ſtaͤdtiſche Handelsmonopol durchbricht. Prenzlau beſchwert ſich z. B. 15499:

Stadt u. Land, Seligen Sabelz Eickſtetten verlaſſene witfrau, demgleich Marcus und Chriſtoff die Eich­

ſtetten, zu Eichſtett alle erbſeſſen, brauen und ſchenken ire bier nicht allein im ſelbigen dorf, ſondern verkaufens bei vierteln und thonnen den knechten, auch ſonſt eim jeden aufm lande, ders von ienen kaufen und haben will. Infolge ſeiner wirtſchaftlichen Erſtarkung iſt der Adel gezwungen, feine landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe auszufuͤhren, zum Teil weit außer Landes. So treiben Mitte des 16. Jahrhunderts der[hen genannte Landvogt von Arnim, ferner die Blankenburgs Handel nach Pommern, andere nach Sachſen und Meißen). Als in den 70 er Jahren des Jahrhunderts die Mark in einem heftigen Handels­krieg mit Stettin liegt, beklagen ſich die uckermaͤrkiſchen Adligen geradezu,ſie Tönnten Stettins wegen ihrer Haushaltsnotdurft nicht entraten und bekamen da ihr Getreide hoͤher bezahlt als im Lande und zwar bar). Selbſtverſtaäͤndlich ſehen die Prenzlauer dem ſehr ſcheel zu; Reibungen find unausbleiblich. 1549 bringen fie an den Kurfuͤrſten),das etzliche vom adel in der Ukermark, auch andere reitende knechte, die ire ſelbſtherren fein und umb­reiten, den burgern, auch irem geſinde und knechten in⸗ und auſſerhalb der ſtatt manch­faltige gewalt in irer trunkenheit beweiſen, zur erden ſchlagen, die thorwechter und burgere in den thorn uberweltigen, nach den leuten ſchieſen und dergleichen gewalt üben. In dem Fehdebrief der Prenzlauer gegen die Arnims von 1593, in den Streitigkeiten, die die Stadt mit den von Flans zu Angermuͤnde hatte), offenbart ſich die ganze Roheit, Derbheit und naive Großmaͤuligkeit der damaligen Zeit. Vorlaͤufig jedoch iſt Prenzlau noch der verhältnismäßig wohlhabende, wirtſchaftliche Mittelpunkt der noͤrdlichen Uckermark. Der Kurfürft ſch aͤrft ausdrücklich ein(1550:Der Prenzlowiſche ſcheffel fol gehen uber das ganze Uckerland und das land zu Stolp?). Naturgemaͤß geht die Richtung des Prenzlauer Handels unter lebhafter Benutzung der Ucker nach Pommern und dem Norden, und es

) C. Bornhak, Geſch. des preuß. Verwaltungsrechts Bd. 1(Berlin 1884, S. 195.

2) Liebegott a. a. O. S. 179. Fortſetzung der dort S. 12 20 gegebenen Liſten über das 16. Jahrhundert hinaus ſiehe bei v. Arnim-Criewen in Forſchungen zur brand. und preuß. Geſch. Bd. 1(1888), S. 422 f.

Y Bornhak a. a. O. Bd. 1 S. 339.

4) Friedensburg a. a. O. 1 413.

5) Ebd. J, 83 Anm.

) Rachel a. a. O. S. 151, Anm. 4.

) Friedensburg a. a. O. I 414.

s) Mitteilungen des Uckermärk. Muſeums- und Geſchichtsvereins Bd. 1, S. 129. Dobbert a. a. O. S. 43.

) Friedensburg a. a. O. 1 832.