Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
XXXIII
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Geſchichtliche Einleitung. XXXIII

iſt bezeichnend, daß die Prenzlauer Zellrolle nach pommerſcher Münze und ſundiſchen Schillingen rechnet. Aber auch Anzeichen des Niedergangs der norduckermaͤrkiſchen Kommerzien find um 1600 vorhanden; die Prenzlauer fuͤnfundzwanzig Tuchmacher meiſter leiden unter den Umſtaͤnden, daß die Wolle von den der Mark benachbarten Zuch­induſtrien roh aufgekauft und ausgeführt wird. Aus Mangel an Wolle koͤnnen fie alle­ſamt im Vierteljahr nicht mehr als ſieben Tuche machen. Innerhalb der Stadt herrſcht Gewitterſtimmung wegen der Vetternwirtſchaft des Rates, und der nicht ungewoͤhnliche Aufwand, den die vornehmen Kreiſe entwickeln, mag manchen Anſtoß gegeben haben 6 In dieſe trotz aller ö unruhige Atmoſphaͤre brechen die Wetter des Dreißig Der 30jährige

jaͤhrigen Krieges herein 9), 25 find bereits die Mansfelder Söldner da, und als 1627. ar Die Kriegs: die Wallenſteinſche Armee. Stralſund zieht, da beginnt trotz des mildernden kaiſer⸗, lichen Oberſten, Hans Georg v. Arnim, der ſelbſt ein Sohn der Uckermark war, eine Leidens und

zeit, wie ſie ſchlimmer kaum eine andere. durchgemacht hat. Alle Völker Haufen Verordneten. in den naͤchſten Jahrzehnten auf dem Boden der Uckermark, die als Durchgangsſtraße nach Bommern und dem Norden ſeit dem Eingreifen der Schweden ganz beſonderes Elend erfuhr. Was Schwert und Hunger verſchonten und die ſittliche Verwilderung nicht niederriß, ſchlug die Peſt moͤrderiſch zu Boden. Bei den ſtarken Truppendurchmaͤrſchen konnte das Amt der Kriegskommiſſarien hier eine beſondere Bedeutung gewinnen 9. 1627 werden ſie in der Uckermark zum erſten Mal neben den oben erwaͤhnten Verordneten genannt. Aus den Adligen des Landes genommen, ſorgen fie als kurfuͤrſtliche Kom miſſare für das Wohl des mit Truppendurchmaͤrſchen, Einquartierungen, Kontributionen uſw. geplagten Bezirkes. Neben Franz Joachim von Arnim auf Zichow heute Kreis Angermünde) und Otto von Arnim auf Schoͤnermark hat Adam von Winterfeldt auf Menkin damals fuͤr ſein Gebiet raſtlos gearbeitet und verſucht, ausgleichend zu wirken. Schon 1615 hatte der kurfuͤrſtliche Kanzler Dr. Pruckmann geäußert, daßdie Unver­moͤgenheit und der uͤbele Zuſtand des uckermaͤrkiſchen und ſtolpiriſchen Kreiſesbei maͤnniglich bekannt ſei. Aber auch das Wenige war am Ende des Dreißigjährigen Krieges vernichtet. In Prenzlau gab es um 1626 787 Feuerſtellen, 1643 nur noch 107, und bei der Ungeſchuͤtztheit des platten Landes wird die Entvoͤlkerung dort noch groͤßer geweſen ſein. Man nimmt an, daß die laͤndliche Bevoͤlkerung mehr als dezimiert wurde. Von den Dorfkirchen, den Ritterſitzen iſt kaum einer der Wut der Flammen entgangen, und auch von der inneren Ausſtattung hat ſich wenig durch den Krieg hindurchgerettet 9. Die Abwanderung der Bauern vom Lande, die wir ſchon im Mittelalter beobachten Einziehen von konnten, hat inzwiſchen weitere Kreiſe gezogen. Haͤufig klagte der norduckermaͤrliſche Bauernland Adel uͤber die Staͤdter, daß ſie die von ſeinen Guͤtern entlaufenen Bauern in Schutz naͤhmen durch den Adel.

) Rachel a. a. O. S. 29 Anm. 1, S. 685.

Y) Dobbert a. a. O. S. 46 48. Mitteilungen des Uckermärk. Muſeums⸗ und Geſchichtsvereins Bd. 4, S. 217.

3) Im einzelnen ſiehe Dobbert a. a. O. S. 50 ff., ebenſo die in der Einleitung oben S. XIX genannten Schriften: v. Winterfeldt, Schloß Löcknitz, S. 43 ff.,Kriegsereigniſſe S. 17 ff., auch Georg Irmer, Hans Georg v. Arnim(Leipzig 1894), S. 43 ff.

h Hintze a, a O S 377, 101, 414.

) Vergl. Ohle a. a. O. S. 171, auch de la Pierre a. a. O. S. 207f., 213f., Nagel a. a. O. S. 56, 65.

Kunſtdenkm. d. Prov. Brdbg. III. 1. Prenzlau. III