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Franzoſenz eit
und Befreiungskriege.
Die Bildung des Kreiſes Prenzlau.
Umwandlung von 1872.
XXXVIII Geſchichtliche Einleitung.
Faſt an dem Vereinigungspunkt der oben erwahnten rechtsuckermaͤrkiſchen Straße nach Paſewalk und Bruͤſſow hat nun ein Ereignis ſchmach vollſter Art ſtattgefunden: die Kapitulation von Prenzlau im Jahre 1806. Sie eroͤffnete eine neue kriegeriſche Leidenszeit), die Franzoſenjahre. Tapfer hatten Edelmann, Buͤrger und Bauer in den erſten Kämpfen gegen Napoleon gefochten: fuͤnfzehnjaͤhrig fiel ein Sohn des Landrats von Winterfeldt bei Auerſtedt, ſogar ſein dreizehnjaͤhriger Bruder war damals zur Armee gegangen). Auch waͤhrend der Beſetzung der„province Ukraine“— der Feind richtete feine Hauptverwaltung natuͤrlich in Prenzlau ein und forderte 1100 000 Taler Kriegskoſten— hat es nicht an aufrechten Maͤnnern gefehlt. Neben Paſtor Stahr in Prenzlau muß aufs neue von Stuͤlpnagels auf Gruͤnberg gedacht werden. Wiederum ſah die ſchon ſo oft geplagte noͤrdliche Uckermark Truppen auf Truppen durch ihr Gebiet ziehen, namentlich 1812 auf dem Wege nach Rußland. Wie ſtark die Bewegung der Jahre 1813— 1815 unſeren Bezirk ergriffen hat, zeigen ergreifend die Lebenserinnerungen des Sohnes jenes Paſtor Stahr, des bekannten Literarhiſtorikers Adolf Stahr, der ſeine Jugendjahre in Wallmow zubrachte.
Bald nach den Freiheitskriegen ſchlaͤgt die Geburtsſtunde des heutigen Kreiſes Prenzlau 5). Gelegentlich der großen Provinzialreform von 1816 wurde anlaͤßlich der Feſtſetzung von Kreiſen beſtimmt, daß„die ſchon ſtattfindende Eintheilung beibehalten werden“ ſolle.„Wo jedoch.. die vorhandene für eine gehörige Verwaltung unangemeſſen iſt, ſoll in moͤglichſter Beruͤckſichtigung früherer Verhaͤltniſſe eine angemeſſene Eintheilung ſofort bewirkt werden“(Verordnung wegen verbeſſerter Einrichtung der Provinzialbehoͤrden vom 30. April 1815 5 3). Das traf auf die weitausgedehnte Uckermark zu. Man bildete daher im Laufe des Jahres 1816 den Kreis aus dem nördlichen Teil des ſtolpiriſchen Kreiſes und dem noͤrdlichen Teil des ehemals ſpeziell als„Uckermark“ bezeichneten Gebietes. Den Flecken Loͤcknitz und ein paar jenſeits der Loͤcknitz Randow gelegene Ort{haften ſchlug man zum pommerſchen Kreiſe Randow). Die ſuͤdliche bezw. ſuͤdweſtliche Grenze iſt mehr oder weniger willkuͤrlich gewählt. Man bezweckte, den alten Hauptkreis in drei etwa gleich große Stuͤcke zu zerlegen. Am 1. April 1817 begann die neue Kreisverwaltung ihre Taͤtigkeit). An die Spitze trat der bisherige Landrat im uckermaͤrliſchen Kreisdirektorium Ludwig Adolph von Winterfeldt, der bis 1834 das Amt bekleidete 9. Die Verwaltung trug noch immer ritterſchaftliches Gepraͤge, trotz der vielfachen Anderungen; die entſcheidende Wandlung fuͤhrt auch hier die Kreisordnung von 1872 herbei.
1) Viel Material bei(W. v. Baſſewitz), Die Kurmark Brandenburg... im Okt. 1806(Leipzig 1847 und in desſelben Verfaſſers: Die Kurmark Brandenburg... 1806— 1808 Bd. 1—2(Leipzig 1851-1857).
I) Einen guten Einblick in die Denkweiſe der Zeit gewähren die Briefe in den Mitteil. d. Uckermärk. Muſ.⸗ u. Geſchichtsvereins. Bd. 3, S. 141.
3) H. Berghaus, Landbuch der Mark Brandenburg Bd. 2(Brandenburg 18654), S. 262.
9) Goldſchmidt a. a. O. S. 2.
5) Statiſt. Nachrichten über den Kreis Prenzlau. Auf Befehl der kgl. Regierung zuſammen— geſtellt von dem kgl. Landratsamte zu Prenzlau(ebd. 1881), S. 8.
c) Über ihn ſiehe Mitteilungen des Uckermärk. Muſeums⸗ und Geſchichtsvereins Bd. 3, S. 141.