Kunſtgeſchichtliche Überſicht. XLI
kirche, an den Dorfkirchen nur in einer beſchraͤnkten Zahl von Faͤllen wie in Dedelow, Falkenwalde, Hetzdorf, Jagow, Schapow und Schmoͤlln. In Städten{ft er ſchon im Sinne des Übergangsſtiles gerade geſchloſſen und nur an zwei Dorfkirchen noch nach romaniſcher Weiſe durch eine halbkreisfoͤrmige Apſide erweitert(Schönfeld und Wilſickow)'. Ganz eigenartig iſt der Chorſchluß der Marienkirche in Prenzlau ausgebildet, inſofern auch die Seitenſchiffe apſidial und zwar ſtumpf zweiſeitig ſchließen, das Mittelſchiff aber in der einzig daſtehenden Form eines unregelmäßigen flachen halben Sechsecks, eine Anlage, die in der Abſicht begruͤndet iſt, den Giebel uͤber alle drei Schiffe greifen zu laſſen.
Sowohl die groͤßeren ſtaͤdtiſchen Pfarrkirchen wie die Dorfkirchen bevorzugen den maſſiven We ſtturm, der in feiner Breite mit der des Schiffes annähernd uͤberein— ſtimmt. Die eines ſolchen Turmes entbehrenden Dorfkirchen hatten als Erſatz fruͤher wohl meiſt die Glocken in oder über dem Weſtgiebel in einem galgenartigen Aufbau aufgehängt, wie er ſich noch an der Georgskapelle in Prenzlau in Wiederherſtellung findet. Erſt ſpaͤter erhielten ſie den ſeit dem 17. Jahrhundert faſt allgemein dafuͤr angewendeten quadratiſchen Fachwerkbau im Weſten, der dann in einigen Faͤllen mehrfach abgeſtuft und mit geſchweiftem Dach geſchloſſen wurde.— Als einziges aͤlteres Beiſpiel eines Dachreiters von maſſiver Ausfuͤhrung erſcheint der aus dem 14. Jahrhundert ſtammende der Prenzlauer Heiliggeiſtkapelle.— Eine zentrale Stellung des Dachreiters finden wir bei der Ovalkirche von Gruͤnberg und bei der rechteckigen Fachwerkkirche von Rittgarten. Den Typus der ſpaͤteren friderizianiſchen Anlage zeigt Schwarzenſee mit ſeinem Turm inmitten der Langſeite. Ganz vereinzelt ſteht der von unten aufſteigende quadratiſche Weſtturm von Ellingen, deſſen koniſch verjuͤngtes Fachwerkgeruͤſt einfach verbrettert iſt. Nur aus beſonderen ortlichen Verhaͤltniſſen zu erklaren iſt die von der Kirche getrennte Stellung des maſſiven Turmes von Grimme.
Die drei im Kreiſe vorhandenen Kloſterkirchen befinden ſich ſaͤmtlich in Prenzlau und wiederholen die dieſen Kirchen ſeit dem 13. Jahrhundert eigene turmloſe Anlage. Der Grundriß zeigt bei der Dominikanerkirche eine dreiſchiffige Hallenkirche mit eingezogenem, in„g geſchloſſenem Chor, bei der Franziskaner⸗- und Sabinenkirche die einfachſte Form der Saalkirche. Die Franziskanerkirche hat beſonders geſtreckte Form ſowie ein wegen der Lage an der Straße ausnahmsweiſe am Oſtgiebel aus— gekragtes maſſives Tuͤrmchen. Die Sabinenkirche, entſprechend ihrer Beſtimmung als Nonnenkirche des Magdalenenordens von beſcheidenem Umfange, iſt beſonders bemerkens— wert durch den ehemals neben ihr frei angeordnet geweſenen quadratiſchen Glockenturm.
Gewoͤlbt waren hoͤchſtwahrſcheinlich ſchon die beiden aͤlteſten Pfarrkirchen Prenzlaus, die Marienkirche in ihrer baſilikalen Form und die alte Nikolaikirche. Noch erhalten ſind als Gewoͤlbebauten außer der jetzigen Marienkirche die Dominikaner⸗ und die Franziskanerkloſterkirche ſowie das Schiff der Strasburger Marienkirche. Unter den Dorfkirchen iſt nur ein Gewoͤlbebau anzufuͤhren(Heßdorf).
Die Architekturformen anlangend, fehlen rein romaniſch ausgebildete Kirchen, doch kommen vereinzelt noch fruͤhe Rundbogenfenſter vor. Verhaͤltnismaͤßig zahlreich find die fruͤhgotiſchen Bauten, was in der in dieſer Zeit durchgeführten Koloni— ſation begründet iſt. Die abgeſtuften Spitzbogenportale aus Granit wurden ſchon erwaͤhnt. Eigenartig ſind die Kuppelungen der ſchlanken, ſchlichtabgeſchraͤgten Fenſter