Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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XLVI
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XLVI Kunſtgeſchichtliche Überſicht.

Kronleuchter kommen kaum vor Ende des 17. Jahrhunderts vor und haben ihre Blütezeit in der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Unter ihnen zeichnet ſich der eine von Falkenhagen durch ſeine beſonders ſtattliche hohe Form und zahlreichen Arme aus. Zwei Reihen Kerzen haben auch die von Nieden und Seeluͤbbe. Der reichprofilierte Mittelſchaft endigt oben meiſt mit Doppeladler oder Figur, unten mit großer Kugel oder Birnform(Blindow), zuweilen mit Löwenkopf und Ring(Menkin, Nieden, Prenzlauer Dominikanerkirche). Etwa hundert Jahre ſpaͤter blüht auch unter den Kronleuchtern das Rokoko bis um etwa 1850(Falkenhagen, Nechlin, Schoͤnfeld). Empireformen ge­diegener reicher Ausfuhrung find ſelten(Prenzlau, St. Sabinen). Die in dieſer Zeit haͤufige flache Glasſchale iſt in Spiegelberg vertreten.

Die Glocken weiſen ein Beiſpiel ſeltener Art in der großen Glocke von Tornow auf, einer der aͤlteſten der Mark überhaupt und beſonders intereſſant durch ihre Datierung (1276) und Inſchrift, die einen MeiſterTh. nennt. Sie vertritt zugleich die alte Zucker­hutform. Weitere. Beiſpiele für dieſe altertuͤmliche Form bieten die Kirchen zu Kl.⸗Luckow, Menkin und die Prenzlauer Heiliggeiſtkapelle. Gotiſche Majuskelſchrift findet ſich außer auf der genannten von Tornow noch auf einer größeren Anzahl(Grünberg, Goͤritz, Prenzlau Marienkirche und St. Jakobi, Nieden, Wolfshagen). An den drei letztgenannten Orten kehrt als Gießer jener Meiſter Laurentius wieder, von dem auch die Bronzetaufe in der Prenzlauer Jakobikirche gegoſſen iſt und deſſen Siegel eine Glocke trägt. Glocken mit Minuskelinſchrift ſind ſehr zahlreich und zeigen zuweilen auch ein Gießerzeichen, meiſt in Form von Hausmarken(Bergholz, Carmzow, Dedelow, Gruͤnow, Hildebrandshagen, Klockow, Schwaneberg, Woddow, Zernikow). Als Schmuck der mittelalterlichen Glocken finden wir Pilgerzeichen, darunter das Wilsnacker(Zernikow) und das mit dem heiligen Rock von Trier(Dedelow) auch das Zeich en an der Stundenglocke der Prenzlauer Marien­kirche(Anbetung der Könige) iſt wohl ein Pilgerzeichen ferner Szenen aus der Leidens­geſchichte Chriſti(Dedelow), Maria(Nieden), den heiligen Georg(Gruͤnow, Klockow), ſowie profane Motive(Kleptow, Dedelow). Von Inſchriften uͤberwiegtO rex glorie veni cum pace, außerdem findet[ichHelp got Maria bezw.Jesus Maria, einmal auchJesus Maria Sancte Nicola et Sancta Catharina orate pro nobis(Schmoͤlln). Die Ver­zierung der ſpaͤteren Glocken beſteht vorwiegend in ornamentalen Kraͤnzen(z. B. Prenzlau Nikolaikirche, Klinkow, Holzendorſ) und Wappen(Schoͤnermark, Klinkow). Vereinzelt finden ſich auch noch bibliſche Darſtellungen, wie ein Kruzifixus in Gruͤnow, ein Schweißtuch der Veronika in Nieden und ſogar eine Suſanna im Bade mit landſchaft­licher Umgebung in Schwaneberg. Die Inſchriften nennen faſt durchgehends die Namen der Gießer(ſiehe Meiſterverzeichnis. Die Gießerzeichen hingegen werden ſeltener; wo ſie aber erſcheinen, treten ſie in anſpruchsvoller Medaillenform auf, merkwuͤrdigerweiſe noch zweimal mit der Darſtellung einer Glocke(M. Begun und Fr. Dubois, beide in Nieden, der erſtere auch an anderen Orten)

Profane Ausſtattung. Architektoniſche Wandgliederung von Belang zeigt nur der Saal in Schloß Wolfshagen; reichere Stuchdecken finden ſich in Prenzlau(Rathaus und Apotheke).