Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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XLVII
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Kunſtgeſchichtliche llberſicht. XLVII

Das profane Mobiliar hat ſeine aͤlteſten Vertreter in einigen Truhen der Renaiſſancezeit, dreien im Schloſſe zu Wolfshagen und einer in Schoͤnwerder, die indes durch ihren teils frieſiſch en, teils ſuͤddeutſchen, teils flaͤmiſchen Stilcharakter als eingeführte, nicht bodenſtaͤndige Arbeiten gekennzeichnet ſind. Eher darf man heimiſche Entſtehung annehmen fuͤr die reich beſchlagenen fahrbaren Brauttruhen des 18. Jahrhunderts in den Herrenhaͤuſern zu Guͤterberg, Neuenſund, Spiegelberg, Wolfshagen, wiewohl auch bei ihnen fremder Ornamentcharakter unterlaͤuft. Als beſonders bemerkenswerte Stücke ſchließen ſich an dieſe Truhen die beiden Prachtkommoden im Rokokoſtil bei Frl. Kamzow in Prenzlau. Ebenſo managigfaltig find die Typen von Schränken, die jedoch erſt mit der Barockzeit einſetzen und in Luͤbbenow, Menkin, Neuenſund, Damerow und Wolfshagen vertreten find. Größere Gruppen von Möbeln gleicher Stilart finden ſich in den Biedermeiereinrichtungen zu Menkin und Nieden. Als bemerkenswerte Einzel­gegenſtaͤnde ſeien außerdem erwaͤhnt ein Kabinettſchraͤnkchen zu Wolfshagen, Stühle in Falkenhagen(Kirche) und Nieden, ferner die Uhren in Damerow und Schoͤnwerder.

Von Porzellan ſind anzufuͤhren Geſchirr in Menkin und Figuͤrliches in Damerow und Kutzerow.

Gußeiſerne Ofenplatten mit figuͤrlichen Darſtellungen aus der Zeit um 1600 finden ſich nur in Menkin und im Muſeum zu Prenzlau. Schmiedeeiſerne Tuͤrbeſchlaͤg e find vertreten an den Wandſchraͤnkchen der Marienkirche in Prenzlau, ſowie an einigen Tuͤren in Prenzlau und in Wolfshagen.

Ein hervorragendes Stuͤck der Webetechnik iſt vom Niederrhein nach der Prenzlauer Gegend verſchlagen worden, nämlich der dem 16. Jahrhundert angehoͤrige Gobelin in Hindenburg. Ein ſpaͤtes Erzeugnis find die Reſte eines gemuſterten Stoffes aus der Barocheit in der Prenzlauer Dominikanerkirche. Eine techniſch meiſterhaft aus gefuͤhrte Naͤharbeit bildet der aus Samtſtuͤckchen zuſammengeſetzte Teppich zu Wolfs hagen, der vermutlich erſt im 18. Jahrhundert, und zwar in Italien, angefertigt wurde.

Einige Laden in reich erer Schreinerarbeit, ſowie ſtattliche Zinnhumpen(17. Jahr­hundert) im Uckermaͤrkiſchen Muſeum in Prenzlau entſtammen dem Beſitz der dortigen Zuͤnfte.

Plaſtit.

Die Grabſteine laſſen die Entwicklung ſeit dem 14. Jahrhundert erkennen. Der aͤlteſte, leider ſehr zerſtoͤrte zu Bruͤſſow(nach 1347), zeigt außer der Umſchrift in Majus­keln eine Darſtellung des Verſtorbenen in vertiefter Umrißzeichnung.) Zeitlich an zweiter Stelle ſteht der nur mit Inſchrift verſehene Doppelgrabſtein zu Wolfshagen von 1362; er bildet ein verhältnismäßig frühes Beiſpiel für das Auftreten der Minuskelſchrift. Daran ſchließt ſich die Grabplatte des Geiſtlichen Vulvad in der Jakobikirche zu Prenzlau von 1416. Seit dem 16. Jahrhundert finden wir dann die Figuren in flachem, ſpaͤter in ziemlich hohem Relief dargeſtellt, ſo namentlich zahlreich im 17. Jahrhundert(Carmzow, Hilde­brandshagen, Luͤbbenow, Werbelow und Schöͤnermarh. Der kuͤnſtleriſche Wert iſt meiſtens

1) Beiläufig ſei bemerkt, daß der auf dem Grabſtein befindliche Name als Henricus zu leſen und vielleicht auf einen Heinrich aus der Familie der Steglitz zu beziehen iſt, die als Gründer und Wohltäter der Stadt bekannt ſind. Die S. 25 nach der Überlieferung gegebene Leſung iſt irrig.