Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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Für ſtenwerder. 55

1349Vorſtenwerder in gleicher Linie mit Prenzlau , Paſewalk und andern größeren Städten. Die Bedeutung der Stadt ergibt ſich auch aus dem Landbuch Kaiſer Karls IV: denn als ſtaͤdtiſche an den Landesherrn zu leiſtende Abgaben werden ebenſo wie bei Rathenow 16 Mark Silber angegeben die Mark zu 233 gr. gerechnet! diecivitas war wohl uͤber die Bedeutung einer Grenzburg hinausgewachſen. Doch die Entwicklung ging im 15. Jahrhundert nicht in derſelben Weiſe weiter aufwaͤrts. Die Herren der nah gelegenen Burg Wolfshagen aus dem alten Geſchlecht der von Blankenburg faßten hier feſten Fuß, und fo gerieten die Bürger in ein Untertaͤnigkeitsverhaͤltnis zu dieſer dam als reichbeguͤterten Familie; ihr Staͤdtchen wurde dahermittelbar.

Der 30jaͤhrige Krieg hatte hier beſonders Verheerungen ang erichtet, denn kurfurſtliche Kommiſſare ſtellten noch im Jahre 1687 feſt, daß von den 74 Buͤrgern mit 40 Hufen, die vordem geweſen, nur 17 übrig geblieben waren;57 Buͤrger ſeynd wuͤſte. Im uͤbrigen heißt es in dieſem Protokoll im Hinblick auf die um 1650 an die Stelle der Blankenburg getretenen Schwerin :Dieſes Staͤdtlein gehoͤret mit den Obergerichten und Gerechtig­keiten, Kirchen-Lehen dem Baron Friderich Heinrich von Schwerin zu und hat das Staͤdt­lein die Untergerichte, ſo durch einen Richter und einige Schoͤppen verwaltet werden, hat gewiße Jahrmaͤrkte, als 14 Tage vor Pfingſten und 8 Tage vor Michaelis, ſo jetzo auch nicht mehr zu des Staͤdtleins fernern Abkommen gehalten werden.

Nur ſehr langſam verheilten die Wunden im Verlauf des 18. Jahrhunderts, zumal ein Brand am 14. Juli 1740 nicht allein 60 Wohnhaͤuſer und 30 Scheunen, ſondern auch die Kirche bis auf die Grundmauern in Aſche legte. Dazu kam im September 1761 waͤhrend des Jiaͤhrigen Krieges ein Einfall der Schweden , die freilich auf die Kunde, daß General Belling mit ſeinen Huſaren ſich nahe, ſchleunigſt ausruͤckten(Kirchenbuch).

Die Einwohnerzahl desFleckens wuchs von etwa 5 b00 zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf etwa 1000 um das Jahr 1800. In der Folgezeit fand eine weitere Vermehrung um mehrere hundert Seelen, in der zweiten Haͤlfte des 19. Jahrhunderts dagegen ein Ruͤckgang der Bevoͤlkerung ſtatt. Die Buͤrger betreiben nach wie vor auf dem recht ergiebigen Boden Rogg en⸗ und auch Weizenbau. Freilich, ſtaͤdtiſche Verwaltung hat[ich der Flecken nicht erhalten können, ſondern er wird heute als Landgemeinde verwaltet.

Die Kirche, deren Kirchenbuch mit dem Jahr 1740 anhebt, war von jeher eine mater und mit einigem Land ausgeſtattet. Sie ſteht unter dem Patronat des Grafen Schwerin zu Göhren in Mecklenburg-Strelitz (ogl. Gollmert⸗Schwerin, Geſchichte des Geſchlechts v. Schwerin ). Die Kleinbahn nach Prenzlau wurde um 1900 eröffnet.

Topographie.

Das wahrſcheinlich als Grenzfeſte gegen Mecklenburg, zwiſchen zwei(urſpruͤnglich vermutlich zuſammenhaͤngenden) Seen entſtandene ehemalige Staͤdtchen(Abb. FO) if über feinen geringen urſpruͤnglichen Umfang nicht hinausgekommen und bietet inſofern, in topographiſcher Beziehung, noch faſt vollſtaͤndig das Bild einer kleinen Stadtanlage des 13. Jahrh. Hauptſtraße iſt die Prenzlauer, mit dem Prenzlauer Tor an ihrem oͤſtlichen, dem Woldecker früherWaſſertor(vgl. die Beſchreibung von 1744; Geh. Staatsarch. Prov. Brand. Rep. 16. IIIf 9) an ihrem weſtlichen Ausgang. Die Hauptquerſtraße, die Berliner , führt auf ein drittes Tor, jetzt nach ihr, früherHohes Tor benannt. Es kommt auf dieſe