22 Hindenburg— Holzendorf. 2
iſt Golgatha mit Jeruſalem im Hintergrunde. Die figurenreiche Darſtellung zeigt links die ſchmerzensreiche Mutter zuſammenbrechend, gehalten von Johannes und Magdalena, rechts eine Gruppe von Reitern und Kriegsknechten, die kleineren Darſtellungen daruͤber zeigen links Jeſus im Tempel, rechts die Kreuztragung. In den Seitenfeldern links oben die Flucht nach Agypten , unten die Beſchneidung, rechts oben die Kreuzabnahme, unten die Grablegung. Die techniſch hervorragende Arbeit von großer Feinheit in den Einzelheiten iſt im Ganzen gewebt, nicht aus einzelnen Stuͤcken zuſammengeſetzt, auch die Geſichter ſind alle gewebt. Die umrahmende Architektur iſt noch rein gotiſch und beſteht aus Pfeilern, Fialen und Ranken, die in Kielbogenform und gedruckten Korbbogenlinien um die Bilder gefuͤhrt ſind. Die Farben im allgemeinen vortrefflich erhalten, zart und lichtvoll, nur die Fleiſchtoͤne etwas verblaßt, Gewaͤnder vorherrſchend blau, die Umrahmung des Mittelteiles in Not und Gelb, die der ſeitlichen Bilder in hellbraͤunlichen Tönen. Die Haltung der Figuren zeigt den franzoͤſiſch⸗burgun diſchen Typus, ebenſo die ſehr bauſchigen, aber weichen Gewaͤnder, ſaͤmtlich in der reichen Tracht der oberen Staͤnde vom Beginn des 16. Jahrh. Der Geſichtsausdruck ziemlich leer, uͤberhaupt etwas leidenſchaftloſe ſuͤßliche Auffaſſung. Die Verhaͤltniſſe gut, bei einigen Köpfen etwas zu groß, die Anordnung der Figuren in der Flaͤche vortrefflich. Das Landſchaftliche z. T. ſehr naiv, mit Vorliebe im Vordergrunde bluͤhende Feldblumen. Am Fuße des Kreuzes eine Bluͤtenſtaude, um welche ſich ein Schriftband mit Minuskelbuchſtaben lionst louct Const,) ſchlingt.
Holzendorf.
Holjendorf, 10 km nordweſtlich von Prenzlau . Gut 214 Einw., 641 ha.
Die Holtzendorff, eines der aͤlteſten im Kreiſe angeſeſſenen Geſchlechter, haben ſich wohl nach dem im 13. Jahrhundert begründeten deutſchen Dorf benannt. Wie ausgedehnt ihr Beſitz hier um 1375 war, ergibt ſich aus Kaiſer Karls IV. Landbuch; allein dem„Martinus de Holtzendorp“ gehörten von den 35 Hufen der Gemarkung 12, daneben hatten Otto und Claus von Holtzendorff bedeutende Gerechtſame. Achim v. Holtzendorff , der noch 1644 die Belehnung mit dem geſamten Dorf ſowie halb Schoͤnwerder erhalten hatte, mußte bald darauf den größten Teil feines Beſitzes an Ernſt Werner v. Raven uͤberlaſſen. Dieſes Ravenſche Gut erhielt in der Folgezeit vorübergehend die Bezeichnung„Groß-Holzendorf“. Der kleinere, den Holtzendorff auf Jagow verbliebene Anteil wurde„Klein⸗Holzendorf“ und ſpaͤter, nachdem er nach 1820 von dieſer Familie veräußert worden war,„Auguſtfelde“ genannt.— Während des 30jaͤhrigen Krieges waren die 6 Bauernhoͤfe mit ihren 18 Hufen insgeſamt wuͤſt geworden. Im 18. Jahrhundert wurden 2 Bauernhoͤfe wiederum beſetzt, aber im Verlauf des 19. Jahrhunderts von den Rittergüͤtern aufgekauft. Die Raven veraͤußerten ihr Gut 1795 an den Etatsminiſter v. Arnim; nach 1891 gelangte es wieder an die Holzendorf und 1910 an die v. Rohr. — Die Kirche war von jeher Tochter von Dedelow .
Die Kirche iſt ein einfacher Feldſteinbau in Rechteckform ohne Turm(nach der' Ledeburſchen Umfr. 1504 errichtet). Ihr Sockel hat Faſen. Am Oſtende der Suͤdſeite find Spuren eines kleinen Spitzbogenfenſters erkennbar; die jetzigen Fenſter ſind rundbogig
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