86 Holzendorf— Jagow.
19. Jahrh. entſtammender, nach einem Brande i. J. 1881 notduͤrftig hergeſtellter Bau mit einer Kolonnade von doriſchen Säulen vor dem Mittelteil des Erdgeſchoſſes.
Jagow.
Jagow, 12 km nordweſtlich von Prenzlau . Gut 300 Einw.(1840: 362 Einw.) 1210 ha.
In, Jaghow“ ſtand im 13. Jahrhundert auf dem heute noch immer Schloßberg genannten Huͤgel oͤſtlich des Dorfes ein feſtes, von Graͤben und Außenwerken umgebenes Schloß, der Sitz eines landesherrlichen Vogtes. Um 1281 verwaltete Johann v. Sydow die Vogtei. Der Kirche ſtand ein Probſt vor; in Urkunden von 1323 und 1336 wird Probſt Hinric genannt. In Anlehnung an Schloß und Kirche ſiedelten ſich Handwerker, Krämer und Acker— buͤrger an, und ſo wird um 1375 im Landbuch auße der Feſte(, municio“) auch das Städtchen („oppidum“‘) aufgeführt. Bon den 58 Hufen der Gemarkung beſtellten die Bürger damals nur 13; dagegen befanden ſich etwa 30 Hufen im Beſitz der Arnim, Ramin und befonders der Holtzendorff, die noch mehrfach in Urkunden, z. B. von 1410 und 1452, als„tho Jaghow wanhafftig“ erwaͤhnt werden. In dem Maße als das feſte Schloß verfiel, ging das Staͤdtchen zuruͤck; während 1349 von den„Ratleuten“ und der„Gemeinde der Bürgern“ die Rede iſt, ſaßen hier 1624 nur wenige Koſſaͤten, und auch ſie gingen in den Stuͤrmen des I0jaͤhrigen Krieges unter.— Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurden freilich von neuem einige Bauern angeſetzt, ſo daß man um 1800 wieder 5 Ganzbauern mit 9 Hufen zaͤhlte. Doch dieſe Bauernguͤter ſind aͤhnlich wie z. B. in Kleptow m 19. Jahrh. von dem Groß— grundbeſitz aufgeſogen worden. Die Holtzendorff haben ſich hier die Jahrhunderte hindurch behauptet.— Die mit 2 Hufen ausgeſtattete Kirche, in der ſich 1485 ein praͤchtiger, von dem Edlen Erasmus v. Arnim betreuter Altar befand, iſt eine Mutter, zu der die Toͤchter Taſchenberg, Kutzerow und Zernikow gehören; von 1636 1661 war die Pfarre infolge der Kriegsleiden wuͤſt. Das Kirchenbuch beginnt mit dem Jahre 1716.
Die Kirche, ehedem der hlgn. Anna geweiht(Beckmanns Nachl.), iſt ein fruͤh— gotiſcher Granitbau aus hammerrecht bearbeiteten Feldſteinen mit aufgemalten weißen Quaderfugen von bedeutenden Abmeſſungen und entſprechender Gliederung des Grundriſſes. Der Chor iſt eingezogen, der Turm breiter als das Schiff und von außergewoͤhnlicher Tiefe. Die Breite des Schiffes iſt ſo bedeutend, daß man auf eine Unterſtuͤtzung der Decke mittels Unterzug und Holzſaͤulen ſchließen muß; jetzt ſind die Deckenbalken durch eine neuere Konſtruktion aufgehängt. Die ſchlanken Spitzbogenfenſter find alle noch an den alten Stellen wohlerhalten. Im Schiff ſteigert ſich ihre Zahl gegenuͤber der ſonſt uͤblichen auf jederſeits vier. Alle haben ſchlichte Gewaͤnde und Umrahmungen mit Putzſtreifen. Die drei der Oſtſeite reichen weiter hinab als die andern; fie liegen, wie auch die der Nordſeite, in einer gemeinſamen Blende, die ſich oben ihrem Spitzbogen anſchließt, ſodaß die beiden mittleren Kämpfer auf Konſolen zu ruhen kommen. Das Giebeldreieck dieſer Seite zeigt außerdem eine Anzahl ſchlanker, in Backſtein ausgefuͤhrter Spitzbogenblenden, die um ein Okulusfenſter herum gruppiert ſind. Die Portale, deren ein größeres im Weſten, eines im Norden und zwei an der Suͤdſeite beſtanden, haben meiſt mehrfach abgeſtufte Gewaͤnde, doch keinen Kaͤmpfer. Der Sockel der Kirche ſpringt mit Schraͤge vor, das Geſims iſt nicht mehr das alte.