Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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Kraaß- Kußerow.

Stelle der bald darauf erloschenen Kraz traten im 15. Jahrhundert die Arnim, Kluzow und Glöden. Nach dem 30jährigen Krieg erwarben die Arnim allmählich den gesamten Besik, der im 19. Jahrhundert an Bürgerliche , nämlich die Schröder und Wendland, überging. Noch 1712 war, wie Prediger Müller berichtet, der Acker zum größten Teil mit Busch bewachsen". Aus Frankreich vertriebene Reformierte begannen damals, ihn wieder urbar zu machen. Die Kirche ist von jeher Tochter von Fürstenwerder .

Die Kirche ist ein neugotischer Granitbau mit polygonalem Chorschluß und Backstein­turm von 1854.

Acht geschnitte Heiligenfiguren, etwa 27 cm hoch, Reste eines Altars. Die Polychromierung ist bei dem neueren Anstrich leider verloren gegangen.

Kuzzerow.

Kukerow, 12%, km nordwestlich von Prenzlau . Gut 248 Einw., 1015 ha. ,, Kußerogge" hatte dem Landbuch Kaiser Karls IV. zufolge eine Gemarkung mit nur 26 Hufen, von denen 11 wúst waren. Herr Tampine, Ritter v. Holzendorff", hatte 6 Freihufen bei seinem Hof. Menz und Beteke v. Holzendorff sowie Prenzlauer Bürger, z. B. Claus Bitebant, bezogen die Abgaben der bäuerlichen Hufen, die u. a. als Zehnt je 1/2 Wispel Weizen und 13 Schilling zu entrichten hatten. Noch 1608 notierte der Landreiter, daß der Rittersiz, mit dem das wüste Feld von Dolgen vereinigt war, den Holtendorff ge­hörte. Doch infolge des 30 jährigen Krieges mußten sie 1632 ihren Besiz für 16000 Taler an Adam v. Winterfeldt( 1594-1640) auf Menkin veräußern. Von den 6 Bauernhöfen mit 15 Hufen, die hier vor alters" bestanden hatten, waren einem Protokoll von 1687 zufolge 4 ebenso wie die Krugstelle wůst. In der Folgezeit wurden wieder Bauern ange­setzt, deren Güter aber im 19. Jahrhundert in dem Rittergut aufgingen. Reinhold v Win­terfeldts( 1883) einziges Kind Luise vermählte sich mit Kurt v. Wedel, der heute das Rittergut besitzt. Über die kirchlichen Zustände heißt es im Protokoll von 1687: Es ist noch keine Kirche, die Kapelle ist auch wüste, gehet dieses Dorff nach Jagow in der Kirchen." Kleine verputzte Fachwerkkirche, welche anscheinend Anfang des 19. Jahrh. romantisch umgeåndert und mit massivem Westturm versehen wurde, der jetzt eine offene Vorhalle bildet und über dem Obergeschoß schon seit langem notdürftig abgedeckt ist. Auch das Übrige macht einen verwahrlosten Eindruck. Die Fenster sind in stumpfen Spitzbogen geschlossen und durch hölzernes Sprossenwerk aus Kreuz- und Schuppenmotiven geteilt. Im Innern eine West- und Südempore, sowie im Norden eine Herrschaftsempore mit gewundenen Halbsäulen und Engelsköpfen an der Brüstung, darüber Gitterwerk. Der Kanzelaltar ist ohne architektonisch ausgebildete Stüßen aufgebaut und an den Seiten mit reichem Distelakanthus ornament geschmückt.

3wei 3 innleuchter in Balusterform von 1713.

Hölzernes Epitaph eines v. Winterfeldt, vernachlässigt und beschädigt. 17. Jahrh. Kleine Glocke, 63 cm Durchm., von Urban Schober, 1605.

Das Gutshaus ist ein einfacher einstöckiger Fachwerkbau von 1740.( Gesch. d. Geschl. v. Winterfeldt, S. 1204). Eine Anzahl, der Berliner Manufaktur entstammender Porzellanfigürchen daraus gibt Abb. 78.