Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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118 Milow.

Milow.

Milom, 6 km ſuͤdoͤſtlich von Strasburg . Gem. 186 Einw., 435 ha, Gut 162 Einw., 640 ha.

In der Ortſchaft, deren Name an das gleichnamige Dorf in der Prignitz nahe Lenzen erinnert, ſaßen von altersher die Ritter von Milow; fie ſtarben jedoch bereits um 1485 mit MichelMylow aus, und ihnen folgten, verſchiedenen Lehnsurkunden im Geheimen Staatsarchiv zufolge, die Fahrenholz, Arnim und Stuͤlpnagel. 1608 ſchrieb der kurfuͤrſt­liche Landreiter: die Ortſchaftgehoͤrdt Juͤrg von Blankenborgen und dem Stuͤlpnagel zu Taſchenberg, iſt nur ein Dorff und kein Ritterſitz darin. Die 17 Bauernhoͤfe, zu denen rund 55 Hufen gehoͤrten, wurden durch den 30 jaͤhrigen Krieg derart mitgenommen, daß noch 1688 kurfuͤrſtliche Kommiſſare 15 Bauernhöfe und 5 Koſſaͤtenhöͤfe als wuͤſt vorfanden. Dieſe Höfe hatten dieObrigkeiten an ſich genommen, nämlich ein Stuͤlpnagel und Obriſt v. Arnim, deren jeder das Dorf zur Haͤlfte beſaß. So entſtand ein Rittergut erſt nachtraͤg­lich. Im Jahre 1805 ſaßen hier wieder 10 Ganzbauern. Die Stuͤlpnagel hatten in zwiſchen ihren Anteil an die noch heute hier beguͤterten Arnim veräußert. Die Ein­wohnerzahl, die 1805 173 betrug, verdoppelte ſich bis 1860, von da an trat ein Stillſtand ein. Die Kirche, zu der ſeit dem Zeitalter der Koloniſation 4 Hufen gehört hatten, war nach Angabe eines Regiſters des Bistums Kamin von 1492lilia von Luͤbbenow; 1688 lag fiewuͤſte, wie das im Landratsamt zu Prenzlau liegende Protokoll erwaͤhnt.

Die Kirche, ein ausgezeichnet erhaltener Feldſteinbau von ſehr regelmäßiger Schich­tung, bildet im Grundriß ſamt dem Turmunterbau, der ſich nach dem Schiff in breitem Spitzbogen oͤffnet, ein einfaches, lang geſtrecktes Rechteck, am Oſtende der Nordſeite iſt ein urſpruͤnglicher Sakriſteianbau erhalten. Sockel und Geſims zeigen die in der Gegend übliche Profilierung, naͤmlich jener einen Faſen, dieſes eine ſehr ſteile ſeichte Kehle. Die wie immer mit ſchlichten Schraͤgen ausgebildeten ſchlanken Spitzbogenfenſter treten auf jeder der Langſeiten zu vieren, im Oſtgiebel als Dreifaltigkeitsfenſter gruppiert zu dreien auf. Von den drei Portalen iſt das weſtliche, doppelt abgeſtufte, durch feine außer­gewöhnlich hohen Verhaͤltniſſe ausgezeichnet; das kleine an der Suͤdſeite wurde etwa im 18. Jahrh. mit einer Fachwerkvorhalle umſchloſſen. Die inneren Niſchen beider ſind im flachen Dreieck uͤberdeckt. Das Giebeldreieck der Oſtſeite iſt, und zwar urſpruͤnglich, ganz in Backſtein ausgeführt und durch ſechs ſchmale, hohe, im Viertelkreis ſchließende Blenden belebt. Alte Backſteine, die in der Suͤdmauer zum Verſchluß von Ruͤſtloͤchern verwendet ſind, meſſen 27 em Laͤnge und 7 em Dicke.

Der Fußboden der Kirche iſt mit Tonflieſen von 22 em i. Qu. belegt. Spuren im Innern an der Langſeite über den Fenſtern ſowie ſchraͤg anlaufende Anſaͤtze an den kurzen Seiten legen die Vermutung nahe, daß die Decke nicht immer einfach gerade war, ſondern gebrochene oder bogenfoͤrmige Tonnengeſtalt hatte. Der ſichere Nachweis iſt nicht mehr zu erbringen, weil der Dachſtuhl unzugaͤnglich iſt. Vielleicht haͤngt damit auch das ziemlich unregelmaͤßige Gefüge des Feldſteinmauerwerks uͤber den Fenſtern der Nordſeite zuſammen.