Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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120 Nechlin.

der allgemeinen rohen Verputzung hervor. Ebenſo hat ſich von mittelalterlichen Architek­turformen nichts erhalten. Die Spitzbogentuͤr an der Suͤdſeite des quadratiſchen Weſt turms iſt offenbar nur ein romantiſcher Anachronismus: die übrigen Türen und die Fenſter ſchließen in gedruͤckten Köorbbogen. Die Kanten find mit Putzquadern in Ver­zahnung geſaͤumt, die gerade Decke iſt durch eine große bretterne Voute zu einer Art Spiegelgewoͤlbe umgeſtaltet. Der Turm iſt im Erdgeſchoß aus wildem Feldſteinmauer= werk, in den oberen Geſchoſſen(Abb. 101) aus einfachem Fachwerk ohne Streben errichtet. Sein geſchweiftes Dach und die magere, in die Länge gezogene Laterne find mit Blech gedeckt.

Der Altaraufbau(Abb. 102), zweite Haͤlfte des 18. Jahrh., wird aus zwei ſeitlichen ſchraͤggeſtellten Pilaſter­bündeln gebildet, die durch ein mehrfach gekroͤpftes Gebaͤlk mit­einander verbunden und ſeitlich von ſchoͤnen Alanthusranken begleitet ſind. In der flachen Niſche, die ſie einſchließen, eine geſchnitzte Gruppe der Kreuzigung mit den Figuren Chriſti, Maria und Johannes, ſaͤmtlich in ihrer Wirkung ſtark beein traͤchtigt durch den hohlen theatraliſchen Effekt, der ihrer Ent ſtehungszeit geläufig war. Nicht minder bezeichnend iſt, wie die vergoldeten Strahlen der bekroͤnenden Glorie das Gebaͤlk des architektoniſchen Aufbaus buchſtaͤblich durchdringen. Im pre dellenartigen Unterbau eine Reliefdarſtellung des Abendmahls. Die Bemalung beſteht hauptſaͤchlich in Marmorierung und Ver goldung und erinnert nur noch in den Gewaͤndern entfernt an die vollen Farben des Mittelalters.

Die Kanzel(Taf. 10, deren ſteife viereckige Grundform durch Kröpfung an den Ecken gemildert iſt, wird ſcheinbar von einem kleinen Amorettenfiguͤrchen getragen. Alle Profile und Flaͤchen ſind reich mit Blattwerk und Fruͤchten verziert. Den Schalldeckel bekröont eine kleine Chriſtusfigur. Die Farbengebung iſt im Hinblick auf die Entſtehungszeit als reich und prächtig zu

Abb. 101. Nechlin. bezeichnen. Am Stuͤtzpfeiler des Schalldeckels eine Sanduhr Südweſtteil der Kirche. mit vier Glaͤſern in durchbrochener Umrahmung. Erheblich ruhiger iſt die Wirkung der vorherrſchend in Grau gehaltenen Patronatsloge an der Suͤdſeite, deren Hauptfront mit marmorierten Kompoſitpilaſtern beſetzt und im Mittelteil von einer Trophaͤe bekrönt iſt.

Derber und einfacher als die genannten Ausſtattungsſtuͤcke iſt ein kurzes Ge ſtuͤhl mit geſchweiften Seitenwangen an der Suͤdſeite des Chores.

In der Patronatsloge einige einfache hollaͤndiſche Stühle mit geflochtenen Sitzen und ein kleiner, dunkelglaſierter Of en, deſſen Kacheln mit dem Monogramm des großen Königs F. R. verziert find.

Ein kleiner Bronzekronleuchter für zwölf Kerzen in reichen Rokokofomen mit Prismenbehang.