Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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Neuenſund.

Neuenſund.

Neuenſund, 8 km nördlich von Strasburg . Gut 241 Einw., 1343 ha.

Der Ort, der Pommerſchen Kirchenhiſtorie von Cramer(1628) zufolge einſt ein Marktflecken, war von deutſchen Koloniſten etwa um 1200 gegruͤndet und mit einer großen Gemarkung von 60 Hufen ausgeſtattet worden. Jede Hufe hatte als Zehnt oderPacht ein Talent zu entrichten, als Steuer je 10 Schilling ſowie 4 Scheffel Roggen, Gerſte und Hafer. Ritter Zabel Scadebak, der hier 1375 einen Ritterhof mit 12 Freihufen hatte, beſaß das geſamte Dorf. Bauern gab es damals gar nicht mehr, denn Beamte Kaiſer Karls IV. ſtellten feſt,das ganze Dorf ſei wuͤſt(villa tota est desolata]) Um 1588 werden die aus Lauenburg ſtammenden und in Mecklenburg verbreiteten v. Rieben hier anſaͤſſig, bald darauf die von Berge, um 1650 die Oertzen.Neuen Sunde gehoͤret, ſo beſagt ein Protokoll kurfuͤrſtlicher Kommiſſare von 1688,Herrn Henning von Oertzen alleine zu. Kirche, ſo noch filia von Gehren , ganz wuͤſte. 12 Pauren mit 46 Hufen alle wuͤſt. 18 Koſſaͤten alle wuͤſt. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurden 7 Bauerngüter wiederum beſetzt; das Rittergut kam an die noch heute hier ſowie zu Hausfelde und Klepels hagen beguͤterten von Arnim. Die Landgemeinde wurde, nachdem das letzte Bauerngut im Großgrundbeſitz aufgegangen war, um 1893 aufgeloͤſt. Die Kirche, im 13. Jahrhundert mit 3 Hufen ausgeſtattet, war laut Matrikel von 1600 Tochter von Bolenbruͤck, kam aber ſpaͤter an Gehren (Mecklbg.⸗Strelitz).

Die Kirche, ein Feldſteinbau in Rechteckform, enthaͤlt zwar aͤltere Reſte, entſtammt aber in ihrem laͤſſig ausgefuͤhrten Mauerwerk aus geſpaltenen Steinen groͤßtenteils erſt ſpaͤterer Zeit. Die flache Korbbog enform der jetzigen Fenſter ſowie die runden Anlaͤufe der Deckenſchalung deuten auf einen Ausbau im 18. Jahrh.; Turm und Oſtgiebel rühren von einer Wiederherſtellung im 19. Jahrh. her. Die einzige Spur des Mittelalters iſt die von einer ſchlanken Spitzbogenblende umrahmte Kredenzniſche in der Oſtmauer.

Der Altaraufbau, ein beſcheidenes Werk der Spaͤtrenaiſſance, iſt auf drei Gemaͤlde berechnet; das Abendmahl in der Predella und die Auferſtehung im oberen Aufſatz ſind noch die alten.

Die Kanzel, ſtilverwandt mit dem Altar, ſteht frei an der Nordwand; in den Füllungen der Kufe die gemalten Geſtalten der Evangeliſten.

Meſſinggetriebene Tau fſchüſſtſ'l mit Buckeln und Früchten am Rande.

Das Herrenhaus iſt ein aͤußerſt einfacher, einſtoͤckiger Putzbau.

Von der inneren Einrichtung bemerkenswert:

Zwei barocke Schranke, beide niederdeutſcher Art, der eine im Danziger Stil mit einer gekroͤpften Verdachung(Abb. 104), der andere mit korinthiſchen Pilaſtern und fein durchgearbeiteter Profilierung(Abb. 105).

Truhe auf Rädern mit reihen barocken Beſchlaͤgen von 1762(Abb. 106.

Bauernhaus(Abb. 107), jetzt Gaſthof, einftödig mit hohem, ſteilem Dach. Eingang und Vorplatz etwa in der Mitte der Langſeite, dahinter die Kuͤche mit quadratiſch ange legtem Rauchfang, jetzt veraͤndert. Die Fache unverputzt, die Dachluken in Fleder mausform. Die Konſtruktion des Dachſtuhles faſt noch mittelalterlich: zwei Laͤngs