Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
171
Einzelbild herunterladen

Prenzlau(Marienkirche: Baugeſchichte). 171

der Weſtfront in dem uͤber der großen Roſe angebrachten zweiteiligen Fenſter. In­deſſen bleibt fraglich, ob dieſes durchaus gleichzeitig mit den benachbarten Feldſteinteilen oder erſt etwas ſpaͤter etwa an Stelle einer granitenen Blendenreihe entſtanden iſt, worauf die gerade aufſteigenden Feldſteinkanten an feinen beiden Seiten zu deuten ſcheinen; jedenfalls ſchließt ſich ſein ſchlichter fruͤhgotiſcher Formencharakter dem der Umgebung an, ja die ſeine Bogen umziehende Laͤuferſchicht wirkt noch geradezu alter­tuͤmlich. An feinem Gewaͤnde tritt zum erſten Male ein Backſteinprofil auf, nämlich ein breiter maſſiger Viertelſtab, der die Hauptform zwiſchen rechteckigen Kanten um­zieht. Das einfache, aus zwei Spitzbogen mit Kreisform daruͤber beſtehende Maßwerk iſt ziemlich roh aus unprofilierten Steinen gebildet. An den Türmen ragt das Feldſtein­mauerwerk noch um ein Stockwerk höher hinauf. Die Frontſeite dieſes Geſchoſſes blieb unverziert, nur an den Seitenflaͤchen kehrt noch das Motiv der Blenden wieder, aber auch hier bedeutend vereinfacht und vergroͤbert im Vergleich zu dem zierlichen Blend en⸗ werk des vorhergehenden Geſchoſſes. Bei der Herſtellung der Oſtmauer dieſes vierten Geſchoſſes benutzte man den vorlaͤufigen Giebelabſchluß der alten Kirche. Da aber dieſer nur zwei Steinlaͤngen(etwa 60 em) ſtark war, ſo bedurfte es einer Verſtaͤrkung Man bewerkſtelligte ſie, indem man von weiter unten her drei breite Wandvorlagen von 1 Stein Tiefe vor die Weſtſeite der Giebelmauer legte, durch zwei Spitzboͤgen verband und auf die fo gewonnene ſtaͤrkere Grundlage die Oſtmauer des Zwiſch en baues weiterfuͤhrte und zwar immer noch aus Feldſtein. Seine Vorderwand hingegen wurde zum erſten Male gaͤnzlich aus Backſtein aufgemauert und durch eine Reihe von acht ſehr ſchlanken Spitzbogenblenden gegliedert, in deren beiden mittleren zwei halb hohe im Kleeblattbogen geſchloſſene Fenſter angelegt ſind. Am oberen Rande dieſer vier Geſchoſſe griff der Baumeiſter in weiterer Ausnutzung des Backſteinſtoffes nunmehr auch zu glaſierten Formziegeln, um daraus einen groß und ſchoͤn gezeichneten, aus Sechseck ſternen zuſammengeſetzten, durchbroch enen Fries zu bilden, der noch in längeren Strecken erhalten iſt(Abb. 141). Von hier ab herrſcht nun durchweg der Backſtein(Format 28-29 x 1314 x 9 10 em). In Anlehnung an die Gliederung der unteren Geſchoſſe wurde auch das folgende fuͤnfte bereits damals mit Blenden an den aͤußeren Seiten angelegt. Doch kam man nicht allzuweit damit. Vermutlich war inzwiſchen der Gedanke einer völligen Neugeſtaltung des Kirch engebaͤudes ſoweit gereift, daß man ſich entſchloß, den Turmbau vorerſt liegen zu laſſen und zwar in einer Endigung, wie ihn gerade der zufällige Stand der Maurerarbeiten ergab. Ihre damalige Grenze iſt noch wohl er kennbar. Sie liegt im ſuͤdlichen Turm etwa 1m über dem glaſierten Frieſe; die Nord oſtecke des Nordturms war ebenfalls ſchon mindeſtens bis zur Oberkante des Frieſes gediehen, waͤhrend der ſuͤdweſtliche Teil und die Mauern des Zwiſchenbaues zuruͤck­geblieben waren.

Was das Innere des Weſtbaues anbetrifft, ſo ſind die beiden Tuͤrme groͤßtenteils durch die beiden hochſtufig aus Granitſchichten gemauerten Treppen eingenommen, die durch wenige Schlitzfenſter erleuchtet und mit ſteigenden Tonnen von giebelfoͤrmigem Querſchnitt uͤberwoͤlbt find. Nur an wenigen Stellen bleibt neben ihnen Raum für kleine dunkle Kammern. Der Mittelbau bildet im Erdgeſchoß