Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
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Prenzlau (Marienkirche : Baugeſchichte).

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Abb. 147. Prenzlau . Marienkirche. Kämpferſchmuck vom Südportal des Chores, jetzt in der Margaretenkapelle(rechte Seite).

Margaretenkapelle belegt, obwohl dieſe umfaſſende Bezeichnung geſchichtlich nicht begruͤndet iſt. Darnach betrachtet, bildet den eigentlichen Kern der Gruppe vielmehr das kleine Bauwerk im Suͤdoſten in Form eines kleinen Chorbaus aus einem Quadrat mit oͤſtlich anſtoßendem, dreiſeitigem Polygonteil(Abb. 148); dieſes führte vers mutlich urſpruͤnglich allein den Namen Margaretenkapelle und hatte offenbar die Bedeutung einer kleinen Friedhofskapelle, u. a. fuͤr die Aufbahrung von Leichen und zur Anbringung eines ewigen Lichtes. Die Margaretenkapelle im heutigen Sinn liegt gegenwärtig wuͤſt. Die Schwierigkeit einer Klarſtellung ihrer Baugeſchichte iſt leider ſeit der i. J. 1904 vorgenommenen allgemeinen Überarbeitung und Backſtein­faͤrbung durch Verwiſchung der baugeſchichtlichen Anzeichen noch bedeutend erhoͤht worden; auch findet ſich weder in der Literatur noch in den Akten das Ergebnis einer gruͤndlichen baugeſchichtlichen Unterſuchung aus der Zeit vor der Ausbeſſerung verzeichnet. Soweit eine Klarſtellung unter dieſen erſchwerenden Umſtaͤnden noch moglich iſt, ſoll fie im Folgenden verſucht werden.

Der ſuͤdoͤſtlich vortretende kleine Chorbau iſt nach einer, zur jetzigen Kirche nicht genau parallelen Laͤngsachſe gebaut und fügt ſich mit ſeiner Weſtmauer dem jetzigen Achſenſyſtem des Kirchenchores nicht ein(Abb. 149). Er ſtammt aus dem erſten Drittel des 14. Jahrhunderts und wahrſcheinlich noch aus der Zeit vor Abbruch der alten Kirche i. J. 1325. Der Eingang der damaligen Kapelle lag ohne Zweifel in ihrer, durch die ſpaͤteren Erw eiterungs= bauten fortgefallenen Weſtmauer. Die von ſaͤmtlichen Ecken nach einem gemein» ſamen Schlußſtein zuſtrebenden Rippen ruhen auf Runddienſten mit einfachen Baſen und Kapitellen ohne Zierat. Durch das verhältnismäßig große Backſteinformat (29* 14 x 9 em; 10 Schichten= 1,11 m) fiel die Formg ebung fuͤr den kleinen Bau ziemlich derb aus, iſt aber nicht ohne Geſchmack durchgefuͤhrt. Der Sockel iſt durch ein gruͤnglaſiertes Profil aus Kehle und uͤberquellendem Wulſt abgedeckt. Die zweiteiligen Spitzbogenfenſter von guten Verhaͤltniſſen find von kraͤftigem Rundſtab umrahmt; ihr der Vereinfachung wegen nur ſteil gefaſtes Pfoſtenwerk trägt in altertuͤmlich er Weiſe mittels Kaͤmpfer das aus Dreiblatt und Vierpaßform beſtehende Maßwerk.

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