Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Prenzlau (Marienkirche : Baugeſchichte).

Abb. 158. Prenzlau. Kämpferſchmuck am Nordportal der Marienkirche.

der in der zweiten Bauzeit nur wenig uͤber den granitenen Unterbau hinaus gediehen war. Man fuͤhrte ihn noch zwei weitere Stockwerke in ſeiner bisherigen breiten ge ſchloſſenen Form durch und begann erſt über dieſen mit Unterdruͤckung des Mittelbaus die Abloͤſung zweier freiſtehender Tuͤrme. Die einzelnen Geſchoſſe wurden zwar im all gemeinen in aͤhnlichem Charakter wie die unteren, naͤmlich in verhaͤltnismaͤßig einfachen ſtrengen Formen, aber doch, der groͤßeren Hoͤhenlage entſprechend mehr und mehr in geſtreckten Verhaͤltniſſen ausgebildet. Das gilt namentlich von den Blenden, welche in Gruppen zu dreien oder zweien teilweiſe mit Unterteilung und einfacher Maßwerk­bildung die architektoniſche Gliederung der Flaͤchen und deren Hauptſchmuck bilden. Die Trennung der Geſchoſſe iſt nur noch über dem erſten dieſer Bauzeit durch eine ſchlichte Abwaͤſſerung bewerkſtelligt, oberhalb davon aber gaͤnzlich aufgegeben; nur am oberſten Rande der Maſſivteile, wo die Eckliſenen endigen, bildet ein einfacher, aus Radformen in quadratiſchem Rahmen gebildeter Fries den Abſchluß(Tafel 13 und Abb. 140.

Die Türme endigten im Mittelalter über den noch beſtehenden Maſſivteilen in hohen, hölzernen Achteckhelmen, die von je vier Eckſpitzen begleitet wurden. Der ſuͤdliche Turm zeigt dieſe Endigung noch auf Merians Zeichnung, aus der wir auch erſehen koͤnnen, daß die oberſten Geſchoſſe damals durch einen hölzernen gedeckten Bruͤcken bau verbunden waren. Der Nordturm beſaß ſchon damals den nach dem Brande von 1638 aufgeführten, noch heute erhaltenen ſtumpfen Abſchluß, der die Geſtalt eines breiten einſtoͤckigen Hauſes mit Satteldach in weſtoͤſtlicher Richtung zwiſchen zwei durch Pilaſterwerk gegliederten, an den Kanten geſchweiften Renaiſſancegiebeln hat Taf. 13). Der Suͤdhelm wurde nach vielfachen Zerſtoͤrungen durch Blitzſchlag i. J. 1738 abgebrochen(Beckmanns Nachlaß) und mit Brettern gedeckt; der Turm hat noch jetzt eine Notendigung mittels Satteldach in der gleichen Richtung wie der Nordturm und erreicht in dieſer Form noch nicht einmal die Hoͤhe des letzteren.

Nachdem ſchon i. J. 1710 die ganze Innenarchitektur der Kirche mit weißer Tuͤnche überzogen worden war, unternahm man erſt i. d. J. 1845/46 unter Oberleitung von Bau­rat Knoblauch eine durchgreifende Erneuerung der Kirche, die hauptſaͤchlich eine wuͤrdige und fuͤr den Gebrauch der neueren Zeit geeignete Umgeſtaltung des Innern beabſichtigte. Es wurden damals die aͤlteren Holzemporen, Chorgeſtuͤhle , Chorſchranken und Sitz­baͤnke, die zum Teil noch aus dem Mittelalter, zum anderen aus Erneuerungen des 16. Jahrhunderts herruͤhrten, aus der Kirche entfernt, die Vorhalle wurde mit einem