Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Prenzlau (Alte Nikolaikirche ).

Ein Inſchriftſtein, welcher jetzt unmittelbar hinter der Weſttuͤr, zu Beckmanns Zeit aber vor dem Altar lag, hat etwa die groͤßere Form eines Grabſteines und war offenbar von jeher dem Fußboden der Kirche eingefügt. Seine obere Hälfte iſt ganz freigeblieben und diente anſcheinend zur Aufſtellung eines großen Stand­leuchters, von welchem eine, die untere Hälfte fuͤllende Minuskelinſchrift ſpricht. Sie iſt ſtark ausgetreten und daher nur noch zum Teil lesbar, nämlich die beiden Jahres­zahlen 1407 Gahr der Stiftung) und 1416(Todesjahr des Stifters Henricus Vulvad) und das Wortrandelabrum(vgl. Beckmanns Nachl).

Drei Glocken. Die mittlere in neuerer Zeit umgegoſſen. Die größte, 1,22 m Durchm., ohne Inſchrift, mit glatten Doppellinien am Halsfries. Die dritte, 65 em Durchm., in Zuckerhutform mit drei Rundſchilden am langen Felde, die alle in gleicher Weiſe eine Glocke am Glockenbalken haͤngend darſtellen, nebſt Umſchrift in Majuskeln :SI[GILLUM] MAGISTRI LAURENCI[I], offenbar das Siegel des Meiſters Lorenz, der auch die Taufe goß(Abb. 183).

(Alte) Nikolaikirche.

Von der ehemaligen Nikolaikirche, der aͤlteſten Pfarrkirche der Stadt, etwa aus der

erſten Haͤlfte des 13. Jahrhunderts, iſt nur noch der ehedem zweituͤrmige Weſtbau teilw eiſe

erhalten(Abb. 194). Die Kirche ſelbſt ging ſeit Ende des 16. Jahrhunderts hauptſaͤchlich durch Vernachlaͤſſigung allmählich zugrunde. 1648 ſtuͤrzten(nach Beckmanns Nachlaß) der noͤrdliche Turm ſowie die Spitze des ſuͤdlichen mitſamt demKirch engewoͤlbe zuſammen. Die Steine des eingeſtuͤrzten Teiles wurden i. J. 1737 zur Auffuͤhrung einer Mauer um den Kirchhof verwandt, die unterdeſſen auch wieder verſchwunden iſt.

Die Kirche war, wie ihr deutlich erhaltener Umriß am Weſtbau noch erkennen laͤßt, eine Baſilika aus Feldſteinen, die nach Beckmanns Nachlaß auf Pfeilern ruhte. Einen eingezogenen Chor hatte ſie nicht, wie man aus dem im Stadtarchiv erhaltenen Grundriß der Kirchenruine(Abb. 195) und der Merianſchen Anſicht erſehen kann. Das Mittelſchiff war im Vergleich zu den Seitenſchiffen ziemlich breit und wie dieſe gewoͤlbt(Beckmanns Nachl.). Es ſtand mit dem Weſtbau durch eine hohe weite Spitzbogenoͤffnung in Verbindung und erhielt von hierher noch Licht durch das große Radfenſter über dem Hauptportal der Weſtfront. Spitzbogige Türen fuͤhrten von den Seitenſchiffen zu den geradlaͤufigen, ziemlich breit angelegten Granit­treppen im Süden und Norden des Innern des Weſtbaus, deren nördliche jetzt größten­teils verſchuͤttet iſt(Abb. 196). Auf ihnen gelangte man zu einem großen, durch die ganze Breite des Weſtbaues reichenden Raume, der wohl hauptſaͤchlich Verteidigungs­zwecken diente; als Glockenraum jedenfalls nur ſolange, als die Tuͤrme noch nicht ausgebaut waren. Von hier aus fuͤhrte eine kleine Treppe in der Oſtmauer, deren Anfang noch erhalten iſt, weiter aufwaͤrts.

Die hohe Vorhalle inmitten des Weſtbaues iſt mit einem Kreuzgewoͤlbe aus Backſtein auf Rippen uͤberdeckt; das Rippenprofil und die Konſolen mit ihren Weinblaͤttern(Abb. 196) deuten auf die Übergangszeit. Der kleine runde Schlußſtein iſt

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